Der Kaiser als Gentleman

René Jacobs probte in Köln für seine CD-Einspielung «La clemenza di Tito»

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Sie ist die Strippenzieherin im Reiche Roms. Sie will den Kaiser ermorden lassen, weil der es zu­nächst ablehnt, sie zu heiraten. Vitellia ist eine Auftraggeberin für Killer, die die schmutzige Arbeit an ihren Geliebten Sesto delegiert und am Ende doppelt glücklich davonkommt, weil das Attentat gescheitert ist und sie ausgerechnet von ihrem Wunschopfer begnadigt wird. So viel Boshaftigkeit und die späte Einsicht, sich verrannt zu haben, erfordern eine wandlungsfähige Stimme. Alexandrina Pendatchanska besitzt zweifellos eine solche.


Bei der von René Jacobs geleiteten konzertanten Aufführung von Mozarts «Tito» in der Kölner Philharmonie war sie der Dreh- und Angelpunkt in einem äußerst homogenen und gleichzeitig sehr differenziert agierenden Sängerensemble. Die Zweigliedrigkeit ihrer Auftrittsarie «Deh se piacer mi vuoi» mit ihrem kokettierend-werbenden ersten Teil und dem mahnenden zweiten arbeitete sie mit einer besonders in den Koloraturen überzeugenden Entschlossenheit heraus. Auch die Rezitative, vor allem das «Ecco il punto» im zweiten Akt, füllte sie mit einer die fehlende Bühne vergessen machenden dramatischen Gestaltungskraft. In der nachfolgenden Arie «Non più di fiori» ...

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Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Im Focus, Seite 9
von Christoph Vratz

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