Manon, Werther & Agitprop
Die Opernproduktionen deutscher Stadttheater sind flüchtige Güter: Nach oft nicht mal einem Dutzend Vorstellungen verschwinden sie schon wieder vom Spielplan, und während in Italien jede vom Repertoirewert auch nur halbwegs interessante Produktion ein williges Piratenlabel findet, blieb von den ambitionierten Entdeckungen und Neuinterpretationen hiesiger Opernhäuser bisher nur Schall und Rauch.
Die neue DVD-Reihe, die Arthaus jetzt mit Mitschnitten deutscher Bühnen gestartet hat, füllt mithin nicht nur eine Marktlücke, sondern führt endlich die in der Fachpresse oft gepriesenen Leistungen aus der deutschen Opernprovinz einem überregionalen Publikum vor Augen und Ohren. Denn es sind nicht die ganz großen Häuser, sondern die oft mutigeren mittelgroßen Bühnen, denen das Augenmerk der Arthaus-Produzenten gilt: Als nächste Veröffentlichungen sind «Tristan» und «Hänsel und Gretel» aus Dessau und der «Ring» des Weimarer Nationaltheaters angekündigt – der für Frühjahr 2009 vorgesehene «Tannhäuser» aus Baden-Baden läuft da schon fast außer Konkurrenz.
Aus dem jetzt vorliegenden ersten Schub ist die «Manon Lescaut» aus dem Opernhaus Chemnitz musikalisch sicher die beachtlichste Produktion. ...
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Es ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen für den Kulturbetrieb, dass die Debatten um die großen Institutionen primär den Namen gelten. Aus der Sache heraus wird selten argumentiert. Stattdessen erhält die obligate Frage: Wer wird’s? immer mehr Gewicht. Noch bei der Soap Opera um die Bayreuth-Nachfolge konnte man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass es nicht in...
In den Zeiten, als es noch wenige große Labels gab, deren Platten den Markt inhaltlich bestimmten, musste er es schwer haben: Gianni Raimondi war zwischen New York, Wien und Mailand ein viel gefragter Sänger. Platten gemacht hat er wenige. Das lag zum einen daran, dass seine Stimme zwar (wie geübte Ohren selbst an den Piratenmitschnitten hören können) perfekten...
Wenn der Franzose «baroque» sagt, kann er das auch abschätzig meinen. Bedeutet das Wort im Grunde doch «wunderlich, übertrieben», gar «geschmacklos». Dem gegenwärtigen Direktor der Wiener Staatsoper vorzuwerfen, er orientiere sich daran, wäre freilich nicht richtig. Ioan Holender bezeichnet das Haus am Ring schlicht als atmosphärisch nicht besonders geeignet für...