Mensch, Masse und Marionetten
Ernährungsphysiologisch ist Bratwurst mit Pommes ja ohnehin eine Katastrophe (obwohl Katastrophen bekanntlich ganze Volksstämme zusammenschweißen). Aber nach dem letzten «Spiegel»-Interview dürfte sich Jürgen Flimm einmal mehr überlegen, ob er zum Grundnahrungsmittel des Ruhrpotts greift oder nicht unverfänglich zum weltmännischen Lachshäppchen bei der Sponsorenparty der RuhrTriennale.
Im Sommer nämlich hat er den Fehler begangen, die Prominentenklatschbase Benjamin von Stuckrad-Barre in seine Stamm-Imbissbude mitzunehmen, den legendären «Profi-Grill» unweit der Jahrhunderthalle in Bochum-Stahlhausen. Und während Flimm seinen Gast in den szenetypischen Dunst «aus den Zutaten Toilette, Grill und nasser Regenkleidung» führte, um gastronomische Volksverbundenheit zu demonstrieren, machte sich der ewig junge Benjamin nur lustig über die fünfundsechzigjährige «Betriebsnudel» Flimm und sein «umfassendes Begeisterungswerk […] als Intendant, Aufreißer, Zuhälter, Skandalanzettler, Motivator».
Flimm und die Wurst. Das ist, wie selbst Stuckrad-Barre ein bisschen neidvoll durchblicken ließ, keine Clownerie à la Helge Schneider, sondern handfestes Marketing für die RuhrTriennale. Will ...
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