Harnoncourt und Mozart
Mozart ist für ihn der einzige Komponist, der immer Theatermusik schreibt. Mozart ist zeitlos. Und doch liegt die Grundidee seiner Werke nicht auf der Hand, man muss sie immer wieder neu finden. Mozart ist modern. Zeitlos modern. Weil er fast nur Themen behandelt, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen – damals wie heute. Deshalb ist er auch der Komponist, mit dem sich der Dirigent Nikolaus Harnoncourt am liebsten beschäftigt.
Welche Intensitäten diese Auseinandersetzung zu erzeugen vermag, hat zuletzt der Grazer «Idomeneo» gezeigt, den Harnoncourt nicht nur musikalisch befeuerte, sondern gemeinsam mit seinem Sohn Philipp auch inszenierte. Endlich wollte er das Stück einmal nicht als opera seria zum Klingen bringen, sondern aus der Tradition der französischen tragédie lyrique heraus («Das einzig Italienische daran ist der Text.»). Welche Mozart-Interpreten ihn zum Nachdenken anregten (und welche weniger), wie die historische Aufführungspraxis die Mozart-Rezeption beeinflusste, kurzum: was ihn an Mozart fasziniert, das verrät Nikolaus Harnoncourt im folgenden Gespräch.
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Rexroth: Ich möchte mit einer Frage an Gerd Albrecht beginnen. Sie sind viel in der Welt herumgekommen, unter anderem haben Sie lange in Japan gearbeitet und waren von 1993 bis 1996 Chef der Tschechischen Philharmonie in Prag. Sind Sie im Ausland als deutscher Dirigent in einer führenden Position wahrgenommen worden, haben Sie sich als deutscher Künstler empfunden?
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Walter Braunfels (1882-1954) gehörte – neben Richard Strauss und Franz Schreker – zu den erfolgreichsten Komponisten der Weimarer Republik. Seine Aristophanes-Oper «Die Vögel», 1920 von Bruno Walter in München uraufgeführt, stand in den folgenden Jahren u. a. in Berlin, Stuttgart, Hamburg und Wien auf dem Spielplan. Im NS-Staat wurde Braunfels als «Halbjude» sofort...