Ärgernis des Jahres

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin: So lautet nicht nur alljährlich der freudetrunkene Fan­Gesang all jener Fußballanhänger, die dem Pokalendspiel entgegenfiebern. Auch als Kulturmetropole steht die bundesdeutsche Kapitale hoch im Kurs – und zwar weltweit. Davon profitieren nicht zuletzt die drei Berliner Opern. Dass der Bund den Großteil der Sanierungskosten für die Staatsoper übernommen und das Land Berlin den Etat aller drei Häuser aufgestockt hat, sind ermutigende Zeichen.

Den Alltag freilich bestimmen nach wie vor der Dauerstreit um die Verteilung der Gelder und die Egoismen der künstlerisch Verantwort­lichen. Die Stiftung Oper in Berlin, ursprünglich als Forum für eine gemeinsam abgestimmte Gestaltung der Zukunft gegründet, ist zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Ein Trauerspiel. Dass Berlins Musiktheater mehr zu bieten haben als die einmal mehr als Ärgernis des Jahres benannten Krisensymptome, ist unbestritten (siehe Seiten 32, 44 und 108). Eine Chance, im Konzert der führenden Opern­metropolen wieder mitzuspielen, hätte Berlin freilich nur dann, wenn alle Akteure sich endlich als Teil eines Ganzen verstünden.

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2008
Rubrik: Ärgernis des Jahres, Seite 64
von

Vergriffen
Weitere Beiträge
Aufführung des Jahres

Der Dichter spricht. Und preist das Weib. Doch nicht irgendeines ist hier gemeint, sondern keine Geringere als die herzenswilde Königin der Amazonen: Penthesilea. «Zärtlichen Herzens gefühlvoll geweiht / Mit Hunden zerreißt sie, welchen sie liebt, und isst dann, Haut und Haare, ihn auf.» So beschreibt Heinrich von Kleist eine der schillerndsten Frauenfiguren der...

Fülle des Wohllauts

Es gibt zwei Typen von Countertenören: die herben und die lieblichen. Unter den Pionieren überwog die erste Kategorie. Ausnahme-Künstler wie Alfred Deller (aktiv: 1949-1979), Paul Esswood (seit 1965), James Bowman (seit 1967) oder René Jacobs (seit 1973) hatten – bei aller Meisterschaft und allen Unterschieden - immer einen Stich ins Grelle. Mitte der neunziger...

Aus freien Stücken

Aufeinander hören

Henja Semmler (Violine)

Ich war schon sehr früh im Gustav-Mahler-Jugendorchester und bin in die Gründergene­ration des Gustav-Mahler-Chamber-Orchestra reingerutscht, obwohl ich damals eigentlich zu jung war. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir auf professioneller Ebene und ohne Altersbeschränkung miteinander Musik machen konnten. Wir sind eher...