Im Korsett des anderen Konzepts
Da setzen zwei fränkische Theater fast zeitgleich Webers «Freischütz» auf den Spielplan, und beide Male fällt krankheitshalber der dafür engagierte Regisseur aus. Während in Würzburg als Einspringer Raik Knorscheidt mehr Zeit und zündende Einfälle hatte, um dem Konzept von Roland Velte (das dieser bereits 1994 in Halle realisiert hatte) den eigenen Stempel aufzudrücken, blieb Helen Malkowsky in Nürnberg in vier Wochen nur noch der undankbare Job, als Spielleiterin die von Uwe Eric Laufenberg konzipierte Aufführung achtbar zu retten.
Jammerschade, dass Intendant Wulf Konold diese Premiere nicht einfach verschoben hat. Denn dass die Nürnberger Oberspielleiterin durchaus mehr kann, bewies sie unlängst mit ihrer gut durchdachten, unter der Oberfläche durchaus auch bösen «Rosenkavalier»-Interpretation. Diesmal, im Korsett des anderen Konzepts und der zugehörigen Ausstattung, blieb alles halbgar und in Andeutungen stecken. Man spürt nur, was gemeint sein könnte, und das ist zu wenig. Die dunklen Seiten des Stücks sind auf allzu oberflächliche Effekte reduziert, die bunte, angeblich heile kleinbürgerliche Welt wird wenigstens zuweilen erfrischend auf die Schippe genommen. Die mit ...
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