Die Grammatik der Schöpfung

Lorenzo Fioroni begibt sich in Mannheim mit dem Stück «Création(s)» auf die Suche nach Gott

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Am Anfang war das Nichts (das aber, wie Hegel zu Recht anmerkte, nicht das reine Nichts ist, sondern ein Nichts, von dem etwas ausgehen soll), die klaffende Leere als denkbar kleinste Existenz. Wie es darin aussah, wissen wir nicht. Aber ein wenig, was sich danach ereignete: ein lauter Knall, 13,8 Milliarden Jahre vor unserer Zeit, oder, je nach Blickwinkel, die Schöpfung. Glaubt man Hesiod, verdankt die Menschheit ihre Gestaltwerdung aus dem Urzustand des Chaos einer glücklichen göttlichen Verbindung. Hier Nyx, die Königin der Nacht (und Magie), dort Erebos, Fürst der Finsternis.

Gemeinsam brachten sie Aither, den Himmel, und Hemera, den Tag, hervor. Aus der unbestimmten Nacht ging der große Tag der Bestimmungen hervor, aus unförmigen Nebelhaufen die lichtvollste plastische Erscheinung, aus mythischer Transzendenz ontologische Immanenz.

Im ersten Buch Mose, der Genesis, klingt die Geschichte etwas anders. In nur sechs kosmogonischen Tagen schuf (der liebe?) Gott Himmel und Erde und setzte den Menschen darauf fest. Der wiederum aber, so zumindest vermutete Arthur Schopenhauer in einem Akt humaner Rührung, ist seither das einzige Wesen, das sich beständig über sein Dasein wundert. ...

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Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jürgen Otten

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