Die Grammatik der Schöpfung
Am Anfang war das Nichts (das aber, wie Hegel zu Recht anmerkte, nicht das reine Nichts ist, sondern ein Nichts, von dem etwas ausgehen soll), die klaffende Leere als denkbar kleinste Existenz. Wie es darin aussah, wissen wir nicht. Aber ein wenig, was sich danach ereignete: ein lauter Knall, 13,8 Milliarden Jahre vor unserer Zeit, oder, je nach Blickwinkel, die Schöpfung. Glaubt man Hesiod, verdankt die Menschheit ihre Gestaltwerdung aus dem Urzustand des Chaos einer glücklichen göttlichen Verbindung. Hier Nyx, die Königin der Nacht (und Magie), dort Erebos, Fürst der Finsternis.
Gemeinsam brachten sie Aither, den Himmel, und Hemera, den Tag, hervor. Aus der unbestimmten Nacht ging der große Tag der Bestimmungen hervor, aus unförmigen Nebelhaufen die lichtvollste plastische Erscheinung, aus mythischer Transzendenz ontologische Immanenz.
Im ersten Buch Mose, der Genesis, klingt die Geschichte etwas anders. In nur sechs kosmogonischen Tagen schuf (der liebe?) Gott Himmel und Erde und setzte den Menschen darauf fest. Der wiederum aber, so zumindest vermutete Arthur Schopenhauer in einem Akt humaner Rührung, ist seither das einzige Wesen, das sich beständig über sein Dasein wundert. ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jürgen Otten
Da sitzen sie also, die beiden Alten, am Ende der «Götterdämmerung», jeweils an den Stirnseiten der langen Tafel, einem Kernrequisit des neuen Basler «Rings». Zwischen ihnen nur der verfluchte Reif. So nicht alles täuscht, hat die Regie jenen letzten Ausruf in der Tetralogie «Zurück vom Ring» zuvor nicht Hagen, sondern Wotan singen lassen. Will heißen: Keiner hat...
Wie kamen Sie zur klassischen Musik?
Ich erinnere mich nicht mehr, was meine Inspiration war, ich weiß nur, dass ich als Kind zwei Dinge wollte: ein Klavier und einen Hund. Beides habe ich bekommen.
Beides? Sonst ist es doch immer so, dass Eltern sagen: entweder, oder?
Ich habe beides bekommen und bin dann 17 Jahre beim Klavier geblieben. Obwohl es ein Leidensweg...
Chanson und Chanson meint nicht dasselbe. Die Chanson ist in der Renaissance die französische Version des mehrstimmigen Madrigals, das Chanson meint im ausgehenden 19. Jahrhundert ein populäres Solo-Lied zwischen Salon, Café-concert und Kabarett. Beide finden sich auf einer so originellen wie begeisternden Doppel-CD, die das Label Alpha dem Dichter Pierre de...