Stirb und werde!

Mit einer gedankenvoll-geistreichen und bildmächtigen Inszenierung von Arrigo Boitos «Mefistofele» beschert Eva-Maria Höckmayr Dresdens Semperoper zum Auftakt der Intendanz von Nora Schmid einen veritablen Erfolg

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Der Teufel trägt Trenchcoat, beigefarben, darunter ähnlich getönten, ziemlich edlen Zwirn, einen Anzug samt Hemd und Weste; auf der Nase sitzt eine modische Brille. Könnte, so elegant, wie ihn Kostümbildnerin Julia Rösler eingekleidet hat, durchaus ein feiner Herr sein, doch ebensogut würde der grandios spielende und extrem variabel singende Krzszytof Bączyk als BND-Agent, Oberstudienrat oder Finanzbeamter im gehobenen Dienst durchgehen. Eines aber wird rasch klar: Gutes führt der Mann wohl kaum im Schilde.

Während sich das E-Dur-Largo betulich ausbreitet und, enharmonisch verwechselt, bald nach As-Dur moduliert, mischt er sich unters Volk der himmlischen Heerscharen und versucht mit einer Dame anzubändeln, die neben ihm auf der bühnenbreiten Bank hockt. Wenig später klaubt Mefistofele aus einem leicht zerknüllten Taschentuch jenen paradiesischen Apfel, der seine Verführungskunst in Gang setzt, und beißt wonnevoll selbst erstmal hinein. Der Geist, der stets verneint und Gutes schafft, obwohl er Böses will, hier bekundet er seine wahren Absichten.

Arrigo Boito hat ihm mit seinem «Mefistofele», zu dem er höchstselbst das Libretto verfasste, ein stattliches Denkmal gesetzt. Es ist ...

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Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Jürgen Otten

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