Nur ein Weltenbrändchen
Da sitzen sie also, die beiden Alten, am Ende der «Götterdämmerung», jeweils an den Stirnseiten der langen Tafel, einem Kernrequisit des neuen Basler «Rings». Zwischen ihnen nur der verfluchte Reif. So nicht alles täuscht, hat die Regie jenen letzten Ausruf in der Tetralogie «Zurück vom Ring» zuvor nicht Hagen, sondern Wotan singen lassen. Will heißen: Keiner hat etwas dazu gelernt, das versöhnliche Des-Dur-Hoffnungsmotiv aus dem Orchestergraben stößt auf tiefen szenischen Pessimismus seitens der Interpreten.
Die in der Spielzeit zuvor begonnene, nun binnen zweier Wochenenden zu Ende geschmiedete neue Basler Tetralogie ist ihrem Ansatz treu geblieben. Schon nach «Rheingold» und «Walküre» war klar, dass der Hausherr und Regisseur Benedikt von Peter und Co-Regisseurin Caterina Cianfari ihr Konzept darauf anlegten, den Mythos um das Ende der Götter kohärent, handlungsübergreifend und insbesondere von seinem Ende her zu erzählen – aus der Perspektive von Brünnhilde, der unehelichen Lieblingstochter von Chefgott Wotan. An Zäsuren im Handlungsgefüge hält das streng hermetische Regiekonzept, leider mit letztlich bescheidenem Erkenntnisgewinn, auch in «Siegfried» und «Götterdämmerung» ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Alexander Dick
Mehr als 250 Aufnahmen von Schuberts Liederzyklus «Die schöne Müllerin» listet eine Diskographie im Internet auf; Jahr für Jahr kommen neue hinzu. Um bei solchem Massenandrang aufzufallen, muss man mehr zu bieten haben als nur schönen Gesang. Die Einspielung, die Julian Prégardien und sein Klavierpartner Kristian Bezuidenhout nun vorlegen, macht zunächst neugierig....
Das Aristokratische seines Vorgängers fehlt ihm. Alessandro De Marchi eilte stets beflissen zum Pult, nach langer Editorenarbeit, die er mutmaßlich bei einigen Gläsern Acqua naturale vornahm. Ein Dirigent, der nach dem Tod von Alan Curtis die Nische des sorgsamen, widerhakenarmen Barock-Maestros allein besetzte. Ottavio Dantone, neuer Musikchef bei den Innsbrucker...
Wie zusammenfügen, was sich widerspricht? Erst recht in einem Fall wie «Ariadne auf Naxos» von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, wo ein begüterter Auftraggeber zusätzlich zur bestellten Opera seria nach einer Opera buffa ruft und außerdem verlangt, dass die beiden Stücke gleichzeitig aufgeführt werden? Ende 2006, bei der letzten Aufführung von «Ariadne auf...
