Von gestern auf morgen
Vor der Koksofenbatterie auf Zeche Zollverein in Essen steht ein Schwimmbecken. Einheimische genießen, unter rostigen Streben plantschend, die heiße Augustsonne. Wenige Meter weiter ein völlig anderes nasses Sujet: In der Mischanlage stecken fast nackte Menschen knöcheltief in aufgetautem Eis. Ein Chor singt Björk. «Longing for tomorrow» ist das Motto der Ruhrtriennale 2024. Sie überzeugt weniger durch Zukunftsvisionen als durch eine gut orchestrierte Symphonie von Zufällen, die die Spielorte mit sich bringen.
Nur die musikalische Ebene ist trotz aller popkultureller Vorstöße kein «Tomorrow», sondern eher ein «Yesterday».
Kulinarische Oper gibt es im ersten Jahr der Intendanz von Ivo van Hove keine. Bekömmlich ist es an vielen Stellen trotzdem. Neben den Übernahmeproduktionen «Pferd frisst Hut» von Herbert Fritsch und Herbert Grönemeyer sowie Philip Venables’ «The Faggots and Their Friends Between Revolutions» sind drei interdisziplinäre Produktionen entstanden: Der Festivalchef selbst inszeniert mit «I Want Absolute Beauty» ein zweistündiges Live-Musik-Video zur Musik von PJ Harvey und mit Sandra Hüller in der Hauptrolle; Eline Arbos «Haugtussa» entführt mit Liedern von Grieg ins ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 26
von Anna Chernomirdik
Wie verführbar ist ein Volk? Eine brisante, eine hochpolitische Frage – zu allen Zeiten und gerade auch in unserer unmittelbaren Gegenwart. Frank Hilbrich versucht, sie in seiner «Lohengrin»-Inszenierung zu beantworten. Und so liest sich seine Geschichte: Brabant – der Name ist austauschbar – steht politisch und gesellschaftlich am Abgrund. Das zeigt sich am...
In Stuttgart rauscht der Sommer seinem Ende entgegen. Hoch blaut der Himmel, die Temperaturen verlieren ihre brachiale Kraft. Am Rande des Kessels, im Süden der Stadt, steht eine wahre Villa Kunterbunt. In diesem Haus aus den 1930er-Jahren wohnt Helene Schneiderman, Kammersängerin, Ehrenmitglied der Staatsoper Stuttgart, mit ihrem Mann, dem Grafiker und Künstler...
Das Solo des Englischhorns tönt hier so hell, klar und schlank aus dem Graben, als wolle es das «Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande» hervorrufen. Doch keine Pastoral-Idylle einer nie geschriebenen zweiten Oper Ludwig van Beethovens wird von diesem imaginären, Schalmei blasenden Hirten im dritten Aufzug mit Klängen gemalt. Tristan identifiziert...