Unwiderstehlich
Alexander Zemlinskys «Florentinische Tragödie» ist ein Werk von klaustrophobischer Dramatik: ein einziger Raum, darin drei Personen, die eine klassische Dreiecksgeschichte verhandeln. Zu einem Paar, das die gegenseitige Aufmerksamkeit für einander verlernt hat (oder sie noch nie besaß), gesellt sich ein junger Adeliger, der mit der Dame des Hauses nicht allzu heimlich eine Liebesbeziehung eingeht.
Es kommt zwar zu keiner Szene in flagranti, aber der Gehörnte kann doch zwei und zwei zusammenzählen, als er von einer Geschäftsreise zurückkehrt und seine Frau und den Nebenbuhler in vertrautem Miteinander auffindet. Wie sich nach der Vorlage von Oscar Wilde nun ein Spiel von Verstellung und Andeutung entwickelt, von Misstrauen und gezwungener Höflichkeit, das ist aufregende Psychologie.
Dem Komponisten eröffnet sich dabei ein riesiger Gestaltungsraum: Die Musik darf erzählen, was unausgesprochen bleibt. Und da gibt es viel bei all den Gegensätzen, die hier aufeinanderstoßen. Aristokratie etwa trifft auf Bürgertum: Ein gewaltiges Aggressionspotenzial ergibt sich aus der Konkurrenz des «Krämers» Simone, der teure Stoffe verkauft, mit dem jungen Prinzen Guido, den Zemlinsky durchaus als ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 35
von Clemens Haustein
Wie hat es der Schriftsteller und Dramatiker Peter Hacks einmal so lakonisch-scharfsinnig formuliert: Kunst ist immer in lausigen Zeiten. Betrachtet man die Gegenwart, stellt sich der Eindruck ein, dass es gerade besonders lausige Zeiten sind, vor allem wenn sich der Blick in den Nahen Osten wendet, wo die «Kommunikation» zwischen den verfeindeten Lagern nur noch...
Der Teufel trägt Trenchcoat, beigefarben, darunter ähnlich getönten, ziemlich edlen Zwirn, einen Anzug samt Hemd und Weste; auf der Nase sitzt eine modische Brille. Könnte, so elegant, wie ihn Kostümbildnerin Julia Rösler eingekleidet hat, durchaus ein feiner Herr sein, doch ebensogut würde der grandios spielende und extrem variabel singende Krzszytof Bączyk als...
Ist das nun spektakulär oder doch nur Spektakel? Wer ein Fan des «Oper für alle»-Prinzips ist, wird Ersteres betonen, Puristen der Sakralmusik wie der historischen Aufführungspraxis dagegen wohl eher Letzteres. Nach dem Überraschungserfolg mit Hans Werner Henzes «Das Floß der Medusa» im vergangenen Herbst hat sich die Komische Oper erneut in einem Hangar des...