Flucht in eine andere Welt

Wagner: Tristan und Isolde am Theater Regensburg

Opernwelt - Logo

Die Programmwahl schmeckt nach einem Geschenk für den GMD. Einmal weg von der kleineren Dimension am mittleren Haus, endlich das «große» Ding drehen. Kompromisse? Egal, Augen zu und durch die Partitur hindurch. Genau das ist im Theater Regensburg nicht passiert. «Tristan und Isolde» mag dort für hochgezogene Augenbrauen sorgen, treibt aber dennoch einige Wagnerianer aus dem eineinhalb Autostunden entfernten München an die Donau – und ist im Übrigen in Regensburg nichts Neues: Exakt vor zehn Jahren gab es die letzte Premiere dieses Stücks.

Außerdem sind spätestens nach dem Vorspiel die meisten Zweifel verflogen.

Stefan Veselka entwickelt mit seinem (verstärkten) Philharmonischen Orchester ein großes Sensorium für die Partitur sowohl für ihre klanglichen Kulissenwechsel und Temporelationen als auch für den vertikalen Aufbau und die Verlagerung der Kraftfelder. Der Grundpuls ist fast durchwegs hoch, das Brio treibend: Gerade aus seinem Verständnis als Kapellmeister begreift der Dirigent den «Tristan» als Theatermusik, nicht als Symphonie mit vokaler Beilage. Und wenn sich alles beruhigt, in den Nachtszenen des zweiten Akts etwa, klingt das nicht genießerisch, sondern wie delikate ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2024
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Vorschau und Impressum Opernwelt 11/24

Extraordinär
Im Grunde hatte sie keine Wahl. Beide Eltern waren Künstler, der Vater Opernregisseur, die Mutter Sängerin. Anna  Prohaska folgte ihren Spuren und traf damit eine goldrichtige Entscheidung. Doch nicht die großen Partien sind die Domäne dieser Ausnahmekünstlerin, sondern ausgesuchte Rollenporträts und klug ersonnene Konzeptalben. Auf beiden Gebieten ist...

Ein sehr gut gekanntes Märchen

Im April erst hatte der Intendant Peter de Caluwe bekannt gegeben, dass sich der Castellucci-Ring der Monnaie nicht runden würde und dass mit dem «Siegfried» nun Pierre Audi übernehmen sollte. Solche Kurzfristigkeit grenze im Opernbetrieb ans Unmögliche, bekräftigten der Intendant und sein neuer Regisseur noch einmal vor der Premiere: Doch müsse man in der Kunst...

Sehnen und wähnen

Die Liebe, heißt es ebenso apodiktisch wie unwiderlegbar in John de La Bruyères Traktat «Les caractères de Théophraste», beginnt stets mit der Liebe, mit ihrer (zeitlosen) Immanenz. Auch Théophile Gautier dachte wohl an diese schönste, zugleich schmerzlichste aller zwischenmenschlichen Empfindungen, an ihre vielfältigen, einander widersprechenden...