Nahe bei Black Rider
Dieser Fürst der Finsternis ist ein schamloser Charmeur. Zum Liebesspiel verführt er so gewandt wie zum Würfelspiel und zur Schwarzen Magie, dank der sich treffsichere Freikugeln gießen lassen. Davon und von weiteren Winkelzügen des Zufalls weiß sein Knecht Kaspar ein Lied zu singen (dämonisch prägnant: Seungweon Lee). Zu einem veritablen Mephisto mutiert dieser Samiel, der – nach den sommerlichen Festspielinszenierungen in Bregenz und Eutin – nun vollends zur heimlichen Hauptfigur in Webers «Freischütz» wird.
In der in Text und Musik erweiterten Neufassung am Oldenburgischen Staatstheater mimt ihn der charismatische Schauspieler Martin Bermoser wie einen Johannes Heesters des 21. Jahrhunderts. In Glitzerfrack, Lackschuhen und Zylinder gibt er den Conférencier, der die Geschichte erst auslöst. Im Prolog noch vor der Ouvertüre verspricht er «Erfolg, Leidenschaft, Glück, Erfüllung und Macht für ein Weilchen». Autorin Susanne Felicitas Wolf hat ihm die Worte in den Mund gelegt, die usbekisch-australische Komponistin Elena Kats-Chernin ihrem Samiel ein atmosphärisch anmutiges Melodram geschrieben. Goethes «Faust»-Beginn als Vorspiel auf dem Theater lässt grüßen. Eine heitere Tragödie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2024
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Peter Krause
Im April erst hatte der Intendant Peter de Caluwe bekannt gegeben, dass sich der Castellucci-Ring der Monnaie nicht runden würde und dass mit dem «Siegfried» nun Pierre Audi übernehmen sollte. Solche Kurzfristigkeit grenze im Opernbetrieb ans Unmögliche, bekräftigten der Intendant und sein neuer Regisseur noch einmal vor der Premiere: Doch müsse man in der Kunst...
Der Genregrenzen überwindende Schweizer Komponist Michael Wertmüller hat nicht nur seine Adorno-Hausaufgaben erledigt, sondern das aus dessen Musikmanifest «Philosophie der Neuen Musik» von 1948 Gelernte musiktheatralisch eindrücklich aktualisierend wie notwendigerweise postmodern gebrochen umgesetzt: So lautet das positive Fazit nach der Uraufführung von...
Historiker sprechen, wenn sie die politische Geschichte Spaniens etwa zwischen 1550 und 1650 in Augenschein nehmen, meist vom Siglo de Oro, vom Goldenen Zeitalter. Und nicht nur ist damit der Machteinfluss des einst ruhmreichen (und ausdehnungsfreudigen) Landes bezeichnet, sondern vor allem eine Zeit kultureller Blüte. Wenn Saioa Hernández ihr neues Album mit Arien...