Alles für die Macht
Es ist immer spannend, inwiefern Eröffnungsstücke ehrliche Intendanz-Versprechen für folgende Spielzeiten abgeben. Lothar Krauses Start mit Monteverdis 1642 für den venezianischen Karneval komponierter «L’incoronazione di Poppea» in der Einrichtung von Ernst Krenek verstand sich keineswegs als Opposition gegen die historisch informierte Aufführungspraxis, sondern offenbarte, wie gut die Chemie zwischen dem Theater Hof und den (unabhängigen) Hofer Symphonikern ist.
Auch szenisch war der Abend ein Gewinn – der stürmische Beifall nach der Premiere war hörbarer Beleg dafür, dass das Publikum Krauses Lesart goutierte.
Der inszenierende Intendant, seine Ausstatterin Aylin Kaip (deren Kostüme mehrere Stilepochen miteinander vermischen) und der neue Musikdirektor Peter Kattermann nutzen «Poppea» als wirkungsmächtige Spielvorlage für eine grundlegende Hinterfragung trügerischer Bilder. Den großen roten Rosen vor den Wänden mit Skizzen altrömischer Ruinen kann man so wenig trauen wie dem riesigen, über den Dingen schwebenden Silberlorbeerkranz oder Poppea. Sie will partout nach oben und meuchelt (fast) die gesamte Konkurrenz. Auch zeigt sich: Jedes Wesen ist nach dem Beischlaf einsam, erst ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Roland H. Dippel
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Das Bild ist unvergessen: Frühherbst 2005, Bundestagswahl, die berühmt-berüchtigte Elefantenrunde. Der strahlenden Siegerin Angela Merkel gegenüber sitzt jener Mann, der, vermutlich weil er seine Niederlage nicht so recht verwinden vermag, augenscheinlich schon einige Gläser Gerstensaft intus hat. Gerhard Schröder, an diesem Abend als Bundeskanzler abgewählt, lässt...
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Judica Semler kann das. Und erzählt, dass es, wenn Leute früher in der DDR Gesang studierten, oft hieß: «Wenn du schlecht bist, kommst du nach Döbeln!» Gewiss ein undankbarer «Ruf». Semler ficht die böse Sottise aber gar nicht an. Sie ist dem Mittelsächsischen Theater seit Jahren treu. War dort erst Regieassistentin, dann...