Keiner kommt raus
Nur wenige Jahre nach dem legendären Bayreuther «Ring» 1976 von Patrice Ché-reau – inklusive realistischem Wasserkraftwerk, kapitalismuskritischer Durchtriebenheit in der Personenregie sowie sängerischen Höchstleistungen (Donald McIntyre, Peter Hofmann und Gwyneth Jones)– schickte sich das Opernhaus Stuttgart an, mit drei Opern des US-amerikanischen Minimalisten Philip Glass («Satyagraha», «Echnaton» und «Einstein on the Beach») einen nicht minder epochalen Coup de théâtre zu landen und gleichzeitig die gesellschaftspolitische Relevanz der Staats- und Sta
dttheater unter Beweis zu stellen. Achim Freyer, Maler, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion, feierte damit dank seiner kreativstrukturell begründeten künstlerischen Über -legenheit gegenüber jedem illusionistischen, falschen Pathos seinen internationalen Durchbruch. Wie er die räumliche und erzählerische Geometrie in eine paradiesische Gleichzeitigkeit und herrschaftslose Ordnung aller Bühnenmittel auflöste, verhalf Raum, Wort und Musik zu ihrem Recht als jeweils autonomes künstlerisches Medium. Auch in seiner Mannheimer «Ring»-Arbeit 2013 (anlässlich von Wagners 200. Geburtstag) konnte das bestaunt werden. Freyer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2024
Rubrik: Panorama, Seite 57
von Achim Heidenreich
Wie verführbar ist ein Volk? Eine brisante, eine hochpolitische Frage – zu allen Zeiten und gerade auch in unserer unmittelbaren Gegenwart. Frank Hilbrich versucht, sie in seiner «Lohengrin»-Inszenierung zu beantworten. Und so liest sich seine Geschichte: Brabant – der Name ist austauschbar – steht politisch und gesellschaftlich am Abgrund. Das zeigt sich am...
Das Aristokratische seines Vorgängers fehlt ihm. Alessandro De Marchi eilte stets beflissen zum Pult, nach langer Editorenarbeit, die er mutmaßlich bei einigen Gläsern Acqua naturale vornahm. Ein Dirigent, der nach dem Tod von Alan Curtis die Nische des sorgsamen, widerhakenarmen Barock-Maestros allein besetzte. Ottavio Dantone, neuer Musikchef bei den Innsbrucker...
Alexander Zemlinskys «Florentinische Tragödie» ist ein Werk von klaustrophobischer Dramatik: ein einziger Raum, darin drei Personen, die eine klassische Dreiecksgeschichte verhandeln. Zu einem Paar, das die gegenseitige Aufmerksamkeit für einander verlernt hat (oder sie noch nie besaß), gesellt sich ein junger Adeliger, der mit der Dame des Hauses nicht allzu...