Überwiegend glücklich
In Stuttgart rauscht der Sommer seinem Ende entgegen. Hoch blaut der Himmel, die Temperaturen verlieren ihre brachiale Kraft. Am Rande des Kessels, im Süden der Stadt, steht eine wahre Villa Kunterbunt. In diesem Haus aus den 1930er-Jahren wohnt Helene Schneiderman, Kammersängerin, Ehrenmitglied der Staatsoper Stuttgart, mit ihrem Mann, dem Grafiker und Künstler Michael Flamme. Auf dem Wohnzimmertisch liegen in einem Plastikbeutel eine mindestens 30 Zentimeter lange Stahlstange, dazu ein paar monströse Schrauben. Neulich aus ihrem linken Bein entfernt.
Souvenir eines Autounfalls vor anderthalb Jahren. Noch ins Krankenhaus schickte damals der Freund und Regisseur Jossi Wieler angesichts einer verabredeten Monteverdi-Produktion die Nachricht: «Ich inszeniere Dich auch im Rollstuhl.»
Mit Barrie Kosky probt Schneiderman zu dieser Zeit in Paris Offenbachs Opéra-bouffe «Les Brigandes». Ihre Rolle der Herzogin ist fein, aber klein. Deswegen erwischt man sie in einer probenfreien Woche zuhause. Kosky hat beim Opé-ra-Intendanten Alexander Neef auf ihrem Engagement bestanden – er weiß, jede exzellent besetzte Nebenrolle hebt die Aufführung. Und hat heimlich ihren Part ausgeweitet. ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Magazin, Seite 72
von Götz Thieme
Während die Opern Monteverdis und Händels fast schon zum Repertoire gehören, fristen die Werke ihrer französischen Gegenspieler Lully und Rameau noch immer ein Dasein als Mauerblümchen. Lullys dreizehnte und letzte, 1686 uraufgeführte Tragédie en musique «Armide», die soeben in einer glänzenden Neuaufnahme beim Label Château de Versailles Spectacles erschienen ist,...
Manchmal tat sie gar nichts mehr auf der Bühne. Stand da wie eine erstarrte Singsäule, wie heißes Eis. Weil da diese Präsenz war, die alles und alle an die Wand drückte. Dazu ein Gesang, der im besten Sinne gestisch war, von solch einer Eloquenz und Energie, dass jede Arm -bewegung, jeder Gang nur unnütze Verdoppelung gewesen wäre. Das wusste und weiß Agnes Baltsa,...
Das Aristokratische seines Vorgängers fehlt ihm. Alessandro De Marchi eilte stets beflissen zum Pult, nach langer Editorenarbeit, die er mutmaßlich bei einigen Gläsern Acqua naturale vornahm. Ein Dirigent, der nach dem Tod von Alan Curtis die Nische des sorgsamen, widerhakenarmen Barock-Maestros allein besetzte. Ottavio Dantone, neuer Musikchef bei den Innsbrucker...