In mythischen Gefilden
Sollte der Tod zufällig Tuba spielen», schreibt Gordon Kampe in seiner Partitur «Sasja und das Reich jenseits des Meeres», dann möge er hier «richtig schön wild und gaga» spielen – eben so, wie man es nicht komponieren kann. Den Tod singt in der Münsteraner Uraufführung von Kampes jüngstem Musiktheaterwerk Oscar Marin-Reyes, und er kann Tuba spielen.
So darf in Münster die Orchestertuba pausieren, wenn sich am Ende des etwa zweistündigen Stückes alle im Haus des Todes versammeln und sich in Klängen wie einem französisch anmutenden «Obertonstrahlen» oder auch einem «Schrekerartigen Geglitzer» baden. So durch und durch musikalisch geht es im jährlichen Familienstück im Großen Haus des Theater Münster nicht immer zu. Der Fonds Neues Musiktheater des Kultursekretariats NRW ermöglicht, dass in Münster eine Neukomposition des renommierten Komponisten Gordon Kampe, der zuletzt 2023 mit «Dogville» am Aalto Musiktheater Essen für Aufsehen sorgte, niederschwellig für ein breites Publikum zugänglich wird. Sechs junge Opernsängerinnen und -sänger des Opernstudios Münster, drei Schauspielerinnen des Jungen Theaters, ein dreistimmiger Fliegenchor und das Sinfonieorchester Münster wirken mit bei ...
ZUKUNFTS MUSIK
Das «unmögliche Kunstwerk» Oper lebt, allen Unkenrufen zum Trotz. Als Beleg mögen abseits der Pflege des kanonischen Repertoires auch und vor allem jene Stücke dienen, die sich mit der Tradition der Gattung auseinandersetzen, dabei aber neue Wege beschreiten. Um solche Werke des Musiktheaters soll es in dieser Rubrik gehen: um Uraufführungen, in denen neue Narrative kreiert werden und die Form selbst auf dem Prüfstand steht, zugleich aber auch jene Rezeption befragt wird, die sich mit der Wiederholung überlieferter Deutungsmuster begnügt. Zu Wort kommen Komponistinnen und Komponisten, Dramaturginnen und Dramaturgen sowie Dirigentinnen und Dirigenten.
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Katharina Kost-Tolmein
Gespräch in einem Bayreuther Wirtsgarten. «Der wos do singt, der führt aa Regie», weiß eine schon betagte Dame, die sich zu einem ungefähr gleichaltrigen Paar an einen Tisch gesellt hat. Tiefen Eindruck erzielt sie mit der Aussage nicht. Die Dame ihr gegenüber schweigt, der Herr erwidert in lakonischem Bayreuther Dialekt: «Dees is mir worschd, mich wer’n die doo...
Wie verführbar ist ein Volk? Eine brisante, eine hochpolitische Frage – zu allen Zeiten und gerade auch in unserer unmittelbaren Gegenwart. Frank Hilbrich versucht, sie in seiner «Lohengrin»-Inszenierung zu beantworten. Und so liest sich seine Geschichte: Brabant – der Name ist austauschbar – steht politisch und gesellschaftlich am Abgrund. Das zeigt sich am...
Manchmal tat sie gar nichts mehr auf der Bühne. Stand da wie eine erstarrte Singsäule, wie heißes Eis. Weil da diese Präsenz war, die alles und alle an die Wand drückte. Dazu ein Gesang, der im besten Sinne gestisch war, von solch einer Eloquenz und Energie, dass jede Arm -bewegung, jeder Gang nur unnütze Verdoppelung gewesen wäre. Das wusste und weiß Agnes Baltsa,...