Aufführungen des Jahres 2024

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In einer Welt, die sich zunehmend und vor allem zunehmend rasant verändert, fällt auch der Kunst eine andere Rolle zu: Sie kann und muss auf all die Kriege, Krisen und (klimabedingten) Katastrophen direkt und schneller reagieren. Ihre wesentliche Aufgabe besteht darin, dass sie der Macht der beschleunigten Bilder, die durch die fortschreitende Digitalisierung den gesamten Globus überfluten, eine «Macht der theatralen Bilder» entgegenzusetzen vermag. Darin liegt zwar die Gefahr einer Reizüberflutung, zugleich aber auch die Chance des (Musik-)Theaters.

Beleg sind jene fünf Neuproduktionen, die sich den Titel «Aufführung des Jahres» teilen und auf individuelle Weise heikle Themen behandelten. Eines eint sie: der Mut zur visuellen, dialektisch getünchten Drastik. «Moses und Aron» in Bonn, «Pique Dame» in Lyon, «Die Passagierin» in München, «Tannhäuser» in Frankfurt und «The Greek Passion» bei den Salzburger Festspielen 2023 – in all diesen Regiearbeiten wird ein ästhetischpolitischer Wille erkennbar, der die behandelten Themen couragiert beim Schopfe packt und sie kräftig durchschüttelt. Das ist gewiss nicht einfach für ein Publikum, das wohl in erster Linie nach Amüsement trachtet, ...

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Opernwelt Jahrbuch 2024
Rubrik: Aufführungen des Jahres, Seite 48
von

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