Wichtige Uraufführungen der Saison 23/24
Es geht um Kolonialismus und um Raubbau, den Europäer in Afrika betrieben oder immer noch betreiben: Für das Musiktheater «Justice» taten sich der spanische Komponist Hèctor Parra und der kongolesische Librettist Fiston Mwanz Mujila zusammen. Hinzu kam für die Uraufführung am Grand Théâtre in Genf der politisch denkende Regisseur Milo Rau und mit dem Dirigenten Titus Engel ein Spezialist für Werke der Neuen Musik.
«‹Justice› ist kein Abend eines lauten Aktivismus», schrieb unser Rezensent Egbert Tholl (OW 3/2024), «vielmehr eine hochemotionale Analyse, ist szenischer Essay, der weit über den Ort der Handlung, das kongolesische Kabwe, hinausgeht. Die dortige Katastrophe steht für viele Katastrophen.»
Ein exotisches Instrument verleiht der Musik von Detlev Glanerts neuer Oper «Die Jüdin von Toledo» eine besondere Farbe: die Ud, die arabische Knickhalslaute. Sie wird zu einem klanglichen Symbol für Frieden, Vernunft und Menschlichkeit in einem Stück, das von Macht, Missgunst, aber auch von Liebe erzählt. Mit der Thematisierung von Antisemitismus ist das Werk von brennender Aktualität. Detlev Glanert erfand zum Sujet aus dem alten Spanien eine Musik, die nicht nur von Tragik erzählt, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2024
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 76
von
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