Von Sängern für Sänger
Wie Georg August Griesinger, der erste Biograph Joseph Haydns, uns mitteilt, klagte der alt gewordene Komponist darüber, «daß jetzt so viele Tonmeister komponiren, die nie singen gelernt hätten». Nicht nur für Haydn war der Gesang Grundlage aller Musik, egal ob für Stimme oder Instrument. Haydn selbst hatte das Singen als Sängerknabe am Wiener Stephansdom gelernt und seine Kenntnisse dann als Cembalobegleiter von Nicola Porpora erweitert, dem Lehrer Farinellis und Caffarellis.
Ein Sänger von Profession war Haydn indessen nicht, das Singen überließ er lieber jenen mit einer größeren Begabung. Andere «Tonmeister» hingegen hatten das Singen nicht nur gelernt, sondern praktizierten es auch selbst auf hohem Niveau.
Als Musterbeispiel eines Komponisten, der auch ein talentierter Sänger war, wurde im 18. Jahrhundert immer wieder auf Carl Heinrich Graun verwiesen. Seine Karriere startete der spätere Kapellmeister Friedrichs des Großen im Knabenalter als Discantist, nach dem Stimmwechsel setzte er seine Laufbahn als Tenor in der Hofkapelle des Herzogs August Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg fort. Als vielseitig ausgebildeter Musiker komponierte er auch damals schon, einige Werke dieser ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 46
von Thomas Seedorf
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