«Ich habe es einfach gemacht»

Eigentlich wollte sie Tennisprofi werden. Dann Posaunistin. Inzwischen zählt Marie Jacquot zu den vielversprechendsten Taktgeberinnen, in der Oper wie auch auf symphonischem Sektor. Ein Gespräch über Lehrer, die alles verändern können, lösungsorientierte Kommunikation, ideelle Geschenke und musikalisches Ratatouille

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Liebe Frau Jacquot, lieben Sie Heine?
Durchaus. Aber warum fragen Sie danach?

Weil Ihr Weg ein wenig der umgekehrte Heinrich-Heine-Weg ist. Er verließ Deutschland, um in Paris sein Glück zu finden, Sie haben Frankreich verlassen, um auf der rechten Rhein-Seite, unter anderem in der Geburtsstadt Heines, ihr Glück zu finden. Zudem sollen Sie in einer Abschlussprüfung ein Schumann-Lied auf einen Text von Heine gesungen haben.
O ja, ich erinnere mich noch sehr gut. Das war in Wien, am Ende meines Dirigierstudiums.

Weil ich die Prüfungsstatuten nur oberflächlich gelesen hatte, wusste ich nicht, dass ich auch in meinem Nebenfach Gesang etwas hätte vorbereiten sollen. Mein Lehrer Uroš Lajovic fragte mich, ob ich nicht wenigstens die Marseillaise singen könnte. Aber ich wusste den Text nicht. Also sang ich, begleitet von meiner Gehörbildungsprofessorin, ein Schumann-Lied, allerdings ohne Text (singt) nur auf «Na, na, nana, na, na …»

Für eine Sängerinnenkarriere hätte die Darbietung, selbst wenn Sie eine solche angestrebt hätten, vermutlich nicht gereicht, oder?
(lacht) Nein, vermutlich nicht.

Aber es gab andere Begabungen, vor allem auch sportlicher Natur. Wie kommt man vom Tennis über ...

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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Interview, Seite 74
von Jürgen Otten

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