Im Wald, da schallt’s
Dass die Waldoper in Sopot, wenige Kilometer nordwestlich von Danzig an der Ostsee gelegen, einst von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde als Propagandaort für sogenannte «arische Opernkunst», das wirft bis heute Schatten. 1935 etwa wirkten in der »Zoppoter Waldoper» bei riesenhaften Aufführungen von «Rienzi» und «Meistersingern» 135 Musiker und 500 Chorsänger mit. Trotzdem: Die unvergleichliche Atmosphäre der Waldoper ist geblieben, das Open-Air-Theater mit 5000 Plätzen hat tatsächlich eine fast magische Aura.
Die Akustik gehört zu den besten überhaupt unter freiem Himmel. Entsteht sie durch das dichte Laub, durch die leichte Grundfeuchtigkeit auch im Hochsommer oder aus der Lage? Das Klangprofil mit dem idealen Nachhall, mit der Verbindung von Weichheit und Brillanz, Transparenz und Fülle ist schlichtweg einmalig.
Auch für Puccinis «Turandot», die bei der nunmehr zweiten Ausgabe des «Baltic Opera Festivals» auf dem Programm stand. Der suggestiv wirkende Aufführungsort veredelt sogar dieses eher toxische Opus mit dem recht unwahrscheinlichen Liebesbekenntnis einer Prinzessin, die eine ganze Reihe von Freiern abschlachten lässt. Fast wundert man sich über die Stückwahl ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Magazin, Seite 91
von Roland H. Dippel
Der wie Martin Heidegger im badischen Meßkirch geborene Conradin Kreutzer (1780—1849) gehört zu den vielen vergessenen Namen der Musikgeschichte. Für den Kulturschriftsteller Wilhelm Heinrich Riehl war er schon 1853 der «Prototyp des Biedermeierkomponisten». Vereinzelt begegnet man seinen Liedern und Männerchören, auf den mehr als fünfzig Opern liegt der Staub der...
Vier Wochen vor seinem Tod führte ich mit Udo Bermbach ein letztes, langes Telefongespräch. Nach mehreren Operationen saß er im Rollstuhl und schrieb an seinem letzten, persönlichsten Wagner-Buch: zur Entstehung der Bayreuther «Ring»-Inszenierung von Jürgen Flimm im Jahr 2000, an der er als wissenschaftlicher Konzept-Dramaturg maßgeblich beteiligt war....
Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen», ermahnt Angèle in Franz Lehárs «Graf von Luxemburg» den Baron von Reval alias René, auch Graf von Luxemburg genannt. Wir schreiben das Jahr 1909, Lehár knüpft mit dieser Operette an den Welterfolg seiner «Lustigen Witwe» (1905) an. Sieben nicht ganz so goldene Jahre später – der Erste Weltkrieg erschüttert bereits...