Der richtige Weg

Ein Wunderkind war sie nicht. Stück für Stück, Rolle für Rolle hat sich Tanja Ariane Baumgartner zu einer der interessantesten Mezzosopranistinnen entwickelt und dabei vor allem als Interpretin höchst komplexer Frauenfiguren Erfolge gefeiert. Ein Gespräch über böse Frauen, schöne Träume, wiederkehrende Ängste sowie die Frage, warum Ortrud als Figur interessanter ist als die Liebesgöttin Venus

Opernwelt - Logo

Liebe Frau Baumgartner, können wir über Träume reden?
Ja, klar, auf jeden Fall.

Schön. Träumen Sie manchmal in Farbe?
Ich glaube, ich träume immer in Farbe. Ich habe Farben in meinen Träumen nie vermisst, das wäre mir aufgefallen; demnach müssen sie ja wohl vorhanden sein.

Vermissen Sie irgendwelche Farben?
Ich folge meist einem inneren Gefühl; das dockt irgendwo in mir an. Aber konkret beschreiben, ob es gelb oder rot oder blau ist, könnte ich nicht.

Wobei: Als Kind besaßen die Wochentage für mich jeweils eine unterschiedliche Helligkeit. Dienstag war der hellste Tag, danach wurde es Stück für Stück dunkler – und am Sonntag wieder heller.

Aber Sie haben sich dabei nicht an Stockhausens Pullovern orientiert …
(lacht) Nein, eigentlich nicht.

Sind die Träume eher sonnig oder wolkenverhangen? Hell oder dunkel? Strukturiert oder ein wildes Durcheinander?
Ich würde sagen, es ist eine gemischte Platte. Doch die schönen Träume überwiegen: Einmal träumte ich von einem Sehnsuchtsort, und ich weiß, dass er in den Bergen lag, entweder im Berner Oberland oder unweit von Biel. Doch wenn ich es genauer zu lokalisieren versuchte, wollte mir das nicht gelingen. Was ich aber weiß, ist, dass ich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2024
Rubrik: Interview, Seite 36
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Zersplitterter Spiegel

Bernhard Lang gehört heute zu den originellsten, aber auch verstörendsten Komponisten der Gegenwart. Vor allem mit seinen zahlreichen Musiktheaterwerken hat der Österreicher Furore gemacht. Seine jüngste, im März 2024 in Stuttgart uraufgeführte Oper «Dora» feierte mit sechs ausverkauften Vorstellungen einen sensationellen Publikumserfolg. Lang ist ein Nomade des...

Arbeit für den Tatortreiniger

Er war, im November 1924, zur Bestrahlung seines Kehlkopfkrebses nach Brüssel gekommen. Brüssel aber wurde Puccinis Sterbeort, und er hinterließ seine letzte Oper unvollendet, mutmaßlich nicht nur nicht fertig komponiert, sondern stehengeblieben in einer dramaturgischen Sackgasse. Mutmaßlich hätte Puccinis Genie mit dem vorgesehenen außerordentlichen Liebesduett...

Tiefer als der Tag gedacht

Tenor oder Bariton, das ist hier die Frage. Und als solche nicht ganz so leicht zu beantworten, wie es sich mancher Purist mit ausgeprägter Neigung zu hohen Stimmen vielleicht wünschte. Denn wo in anderen Fällen der Wille des Komponisten als ultima ratio zu gelten hat, ist bei Jules Massenets Drame lyrique «Werther» die Faktenlage etwas uneindeutig. Zwar...