Expressive Gebärden
Für die Toulouser Neuproduktion von «Tristan und Isolde» baute Andreas Reinhardt eine dreiteilige Bühnenfläche bis nach vorn an die Rampe. Da sich der erste Akt bekanntlich auf dem Meer abspielt, wankten und schwankten die drei spitzwinkligen Formen mal weniger, mal heftiger, so dass man denken konnte, alsbald müssten die Protagonisten seekrank sein. Solche szenischen Ideen verbrauchen sich in der Regel rasch, sie wirken plötzlich albern. So ist es nicht verwunderlich, dass dem Zuschauer ein alter Schlager in den Sinn kam: der vom Seemann, den nichts erschüttern kann.
Nicolas Joel setzt als Regisseur gern auf Räume und Zeichen, wie schon in seiner «Frau ohne Schatten» (OW 3/2007). Auch beim «Tristan» verlässt sich Joel auf Signale des weitgehend entrümpelten Bühnenraumes. Sternenteppich im Liebesakt, ein schwarzer schwebender Felsbrocken im dritten Akt, der sich dann bei Isoldes Liebestod langsam als Grabstein auf den toten Helden niedersenkt. Personenregisseur ist Joel nur in Ansätzen. Er gestattet die expressive Gebärde. Die Gestik korrespondiert dabei stimmig mit dem expansiven Gestus der Musik. Die Figuren erscheinen trotz mancher Konventionalität so großformatig, wie es die ...
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