Kuddelmuddel
Im Dreigestirn der mitteldeutschen Barockmeister leuchtet sein Name am schwächsten: Georg Philipp Telemann war zu Lebzeiten ein Gigant, geliebt vom Publikum, geschätzt von seinen Dienstherren und bewundert für seine überbordende Produktivität. Heute rangiert er in der Popularitätsskala weit abgeschlagen hinter den einstigen Kollegen Händel und Bach. Von den ungefähr 40 nachgewiesenen Opern aus seiner Feder sind zwar immerhin acht mehr oder weniger vollständig überliefert, im Repertoire etablieren konnte sich indes keine einzige.
Die Telemann-Festtage in Magdeburg – alle zwei Jahre wird das von Bund und dem Land Sachsen-Anhalt geförderte Festival für Alte Musik in der Geburtsstadt des Komponisten ausgerichtet – unternehmen bei ihrer 26. Ausgabe den ambitionierten Versuch einer Wiederbelebung: «Sieg der Schönheit», 1722 an der Hamburger Gänsemarkt-Oper uraufgeführt und nun als Koproduktion mit der Akademie für Alte Musik Berlin neu herausgebracht, unterhält als amouröser Klamauk, als Kuddelmuddel genderübergreifender Irrungen und Wirrungen, bei dem am Ende natürlich alles gut wird.
Das Libretto kapriziert sich dabei auf ein Kapitel der römischen Geschichte: Vandalenfürst Gensericus ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Werner Kopfmüller
Vor acht Jahren ging die erste Ausgabe des Opera Forward Festivals in Amsterdam an den Start. Die Welt war noch eine andere, damals sorgte man sich «nur» um einen Rechtsruck in der Politik und wählte für dieses Format bewusst einen Titel, der abgekürzt «OFF» lautet – Verweis auf die freie Szene, die man so ermuntern und einbeziehen wollte. Das ans Amsterdamer...
Was das vom französischen Staat geförderte Centre de musique baroque de Versailles im großen Stil für die Wiederentdeckung der französischen Barockmusik leistet, findet hierzulande im Engagement des Osnabrücker cpo-Labels und seines Produzenten Burkhard Schmilgun für die deutschsprachige Barockoper seit Jahrzehnten zwar nur ein bescheidenes, aber dennoch...
JUBILARE
Heinz Holliger studierte bereits während seiner Gymnasialschulzeit am Berner Konservatorium Oboe bei Émile Cassagnaud und Komposition bei Sándor Veress, als Vierzehnjähriger schrieb er erste eigene Stücke. Ab 1958 setzte er sein Studium des Klaviers und der Oboe in Paris fort, gefolgt von einem Kompositionsstudium bei Pierre Boulez an der Musikakademie in...