Schwergängig
La Montagne Noire» von Augusta Holmès (1847–1903) war nach Louise Bertins «La Esmeralda» (1836) erst die zweite Oper einer Komponistin, die 1895 an der Pariser Opéra gespielt, aber bereits nach dreizehn Vorstellungen abgesetzt wurde. Jetzt hat die Oper Dortmund im Kontext des den «Ring» flankierenden «Wagner-Kosmos» das seither nie wieder gespielte Stück der Vergessenheit entrissen und zur deutschen Erstaufführung gebracht.
Dabei war die natura -lisierte Französin, eigentlich eine Britin irischschottischer Herkunft, nicht nur eine emanzipierte Frau, sondern eine damals durchaus erfolgreiche, weit über den engeren Pariser Salon-Zirkel hinaus anerkannte Komponistin. Ihr fiel 1889 zur Hundertjahrfeier der Französischen Revolution die Ehre zu, die offizielle «Ode triomphale» für 1200 Mitwirkende zu schreiben. Erst in jüngster Zeit wurden ihre Werke wiederentdeckt.
«La Montagne Noire» («Der schwarze Berg»), dessen leider arg schwaches Libretto Holmès wie alle ihre Texte selbst schrieb, ist mit seiner Verflechtung von politischem Drama und amouröser Verstrickung ein typisches Produkt des Fin de Siècle. Der Freiheitskampf der Montenegriner gegen die Osmanen erhält im rituellen Schwur der ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Uwe Schweikert
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