Im Schattenreich
Dass Stéphane Lissner Ende des vergangenen Jahres ein Opera Award für gute Führungsqualitäten verliehen wurde, konnte man durchaus als ironische Pointe verstehen. Schließlich hatte der Intendant des Teatro San Carlo vor Gericht um seinen Job kämpfen müssen, nachdem er durch ein Dekret der italienischen Regierung zuvor aus dem Amt getrieben worden war. Dabei lässt sich kaum bestreiten, dass der Kulturmanager einem der ältesten Theater Italiens frischen Wind verliehen hat – was sich bei der Saisoneröffnung zur jüngsten Spielzeit bestätigte.
Für Puccinis «Turandot» hat Lissner den in Deutschland etablierten, in Italien hingegen noch weitgehend unbekannten russischen Regisseur Vasily Barkhatov engagiert. Ein Schock für das an Chinoiserien gewöhnte neapolitanische Publikum ist bereits das Bühnenbild, das an die Ruine der toskanischen Abtei San Galgano erinnert. Zu Beginn zeigt ein Video die Beerdigung von Calafs Vater Timur, danach eine Autofahrt von Turandot und Calaf. Barkhatov begreift sie als modernes Paar in einer Krise, die erst von einem knapp verhinderten Autounfall gelöst wird: Von jetzt auf gleich werden die beiden voneinander getrennt, um sich später in der Phantasmagorie ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Guy Cherqui
Zum Ziele führt dich diese Bahn – nur wo geht es lang? Über ein großes Buch gebeugt, streiten die Knaben der Weisheit über den richtigen Weg. Wo der sich befindet, scheint in Pamela Recinellas Inszenierung der «Zauberflöte» niemand so recht zu wissen. Schon gar nicht die «Eingeweihten» in Sarastros Reich, die, ein Buch in der Hand, taumelnd ihre Kreise drehen wie...
Der Dichter sprach. Und er sprach in höchsten Tönen – von einem Komponisten, dessen Œuvre nur einem engeren Expertenkreis wirklich grundlegend bekannt, dessen Rang auch deswegen in der Musikgeschichte bis heute umstritten ist. Für Marcel Proust, der in seinem Hauptwerk «À la recherche du temps perdu» hinlänglich seine Affinität zur Musik bekannte, bestand...
Schnee liegt im Winter auf den Bergen rund um Erl, Schnee liegt auch auf der Bühne der Tiroler Festspiele, inmitten von allerlei brüchigem Mobiliar. Die kosmische Ordnung ist zertrümmert, der Frühling kehrt nicht wieder – so erzählt es Nikolai Rimski-Korsakow in «Snegurotschka», seit Mutter Frühling und Väterchen Frost miteinander das titelgebende «Schneeflöckchen»...