Paukenschläge aus dem Paradies

Die erfrischenden Lebenserinnerungen der englischen Komponistin, Dirigentin und Frauenrechtlerin Ethel Smyth

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Das hohe Lob stammt aus berufenem Munde: «Sie gehört zum Stamm der Pioniere, der Wegbereiter. Sie ist uns vorausgegangen, hat Bäume gefällt, Felsen gesprengt und Brücken gebaut, um den Weg freizumachen für die nach ihr Kommenden.» Es war Virginia Woolf, die diese Worte wählte, um eine der wohl erstaunlichsten Komponistinnen aller Zeiten zu beschreiben – Ethel Smyth. Beide Künstlerinnern verband mehr als eine intensive gegenseitige Zuneigung; sowohl Woolf als auch Smyth stehen mit Leben und Werk geradezu sinnbildlich für einen couragierten Akt der Emanzipation.

Was Virginia Woolf mit ihrer eigenwilligen, hochsensiblen Sprache gelang – der Durchbruch in der literarischen Welt –, das schaffte Ethel Smyth in der Sphäre des Musiktheaters. Wie begabt die Britin auf diesem Gebiet war, konnte man erst im vergangenen Jahr wieder beim Festival in Glyndebourne erleben, wo ihre Oper «The Wreckers» (die wegen des französischsprachigen Librettos im Original «Les Naufrageurs» hieß und hierzulande unter dem Titel «Strandrecht» bekannt geworden ist) aufgeführt wurde – ein klangmächtiges Werk mit expressionistischen Zügen, das zu keiner Zeit die kompositorischen Errungenschaften seiner ...

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Opernwelt November 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 39
von Jürgen Otten

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