Wie ein zweites Leben
Es ist im Grunde immer wieder dieselbe Geschichte. Und sie erzählt nicht nur von einem Durchbruch, sondern auch von einem lästigen Label: Nachfolgerin der Callas, diesen Titel wurde Renata Scotto nie richtig los. Im Herbst 1957 war es, als sich in Edinburgh ein angeblicher Callas-Skandal ereignete. Dabei hatte die gastierende Scala nur fünf Aufführungen vereinbart. Als wegen der immensen Nachfrage eine sechste angesetzt wurde, hatte man dummerweise die Assoluta nicht ein -geweiht. Doch die war bereits andernorts gebucht. Eine Chance fürs Cover.
Renata Scotto, 23 Jahre jung, riskierte die Amina in Bellinis «La sonnambula» – und dies mit einem verbalen Ritterinnenschlag des Stars: «Ich überlasse die Rolle einer jungen Sängerin, die sich mit Ruhm bedecken wird.»
Das Fach, die Rollen, die Energie – da mögen sich Vergleiche auftun zwischen beiden Sopranistinnen. Doch vom Stimmzuschnitt hatten beide wenig miteinander zu tun. Man darf davon ausgehen, dass Scotto den Edinburgh-Erfolg als Genugtuung empfand. Und als gerecht. Denn nach ganz oben wollte sie von Anfang an. Das größte Kontinuum ihrer Karriere war das Selbstbewusstsein – als Opernelevin und später als etablierte Künstlerin, die ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Erinnerung, Seite 62
von Markus Thiel
Madamina, il catalogo è questo»: In Simon Steen-Andersens neuem Musiktheater «Don Giovanni aux Enfers» wird Leporellos berühmte Arie nicht aufgeführt. Stattdessen erleben wir einen Katalog von derart vielen Opernzitaten, dass dieses Werk mit dem Untertitel «Aller-retour aux enfers lyriques en un acte» (Hin und zurück in die lyrische Hölle in einem Akt) beinahe wie...
Eine Sprossenwand gibt es, ein paar Turnmatten, Ringe und einen Boxsack. Doch ins Schwitzen gerät nur die stumme Statisterie mit gut definierten Astralkörpern und knappsitzenden Trainingshosen. Die eigentlichen Protagonisten tragen gern helle Sommeranzüge. Pro forma riskiert man ein paar Übungen in der Gymnastikhalle. Das passt zum Stücktitel, der mit «L’Olimpiade»...
Es nützt nichts, wir müssen über den Fall Kent Nagano sprechen. Der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln hat hauptsächlich im Europa eine respektvoll aufgenommene Karriere absolviert, deren Rang und Prominenz gemessen an der künstle -rischen Ausbeute doch einige Rätsel aufgibt. Die Premiere von Modest Mussorgskys «Boris Godunow» an der Hamburgischen Staatsoper in...