Ritterspiele
Am Ende hat die Grals-Ente Nachwuchs bekommen. Ferngesteuert fährt sie damit auf Rädern herein, und es folgt – ganz wie beim «Parsifal» oben im Festspielhaus – ein Happy End. Sogar der böse Zauberer Klingsor darf wieder zu den Gralsrittern gehören, nachdem er ein halblautes «Tschuldigung» gemurmelt hat. Wenn das Bühnenweihfestspiel auf der Probebühne IV für Kinder gegeben wird, geht es nicht um Erlösung und Erlöser, Kuss und Kastration, Verführung und Schuld. Es geht einfacher zu, dabei durchaus poetisch und humorvoll.
Die Zauberkraft des Grals sorgt jedes Jahr für ein Frühlingsritual und das Erwachen der Natur. Doch weil Kundry und Klingsor gleich zu Beginn den Speer stehlen, mit dem sich der Gral öffnen lässt, haben die Ritter ein Problem. Parsifal, der ein bisschen an Robin Hood erinnert, wird es lösen, weil ihm dabei eine Kräuterheilerin hilft – eine zweite, gute Kundry gewissermaßen. Sie weiß, worauf es ankommt: «Soll der Gral die Kraft dir schenken, lass dich nicht ablenken», heißt das Motto. Und so widersteht Parsifal zauberischen Blumen, verführerischen Marshmallows und sogar einer Torte, die ihn an seine Mutter erinnern soll.
Die Fassung stammt von Katharina Wagner, Marko ...
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Opernwelt 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Stephan Mösch
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