Durch ein Meer an Tränen
Unter dem etwas kryptischen Titel «Maria Mater Meretrix» – frei verdeutscht «Heilige, Mutter, Hure» – legt die Sopranistin Anna Prohaska ihr jüngstes Konzeptalbum beim Label Alpha Classics vor. Diesmal hat sich die singende Extremistin mit einer ebenso radikal kompromisslosen Kollegin, der Geigerin Patricia Kopatchinskaja, verbündet.
Die beiden absolvieren, unterstützt von der Camerata Bern, in einem provokanten und doch gänzlich unideologischen Programm-Mix einen Ritt durch fast tausend Jahre Musik -geschichte, von der mittelalterlichen Hildegard von Bingen bis zum ame -rikanischen Minimalisten George Crumb. Stets geht es dabei um das widersprüchliche Bild von der Frau als Heilige und Hure, wie es die christliche Kultur mit Maria und Maria Magdalena, den beiden bei der Kreuzigung anwesenden Frauen, auch in der Kunst bis heute meist verklärt und nur selten kritisch beleuchtet hat.
Entsprechend unkonventionell, ja krass ist das musikalische Spektrum und ebenfalls der interpretatorische Zugriff. Zarteste Klänge wie in Gustav Holsts archaisierendem Lied «Jesu Sweet» oder in Lili Boulangers auf dem Sterbelager ihrer Schwester Nadia in die Feder diktierten «Pie Jesu» treffen auf ...
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Opernwelt 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 52
von Uwe Schweikert
arte
04.09. – 00.15 Uhr Kontrabass virtuos Das Ensemble Bassiona Amorosa feiert in der Synagoge Görlitz mit einem Konzert, bei dem sieben Kontrabässe zum Einsatz kommen sein 25-jähriges Jubiläum.
10.09. – 05.40 Uhr Mahler: Symphonie Nr. 9 Klaus Mäkelä und das Orchestre de Paris widmen sich in einem – coronabedingt publikumslosen – Konzert in der Philharmonie de...
Gott ist tot, denn sonst könnte er nicht wieder auferstehen. Auch Calixto Bieito kann sich als inszenierender Agnostiker der Dialektik von Tod und Leben, dem kaum lösbaren Gegeneinander von Sterben und Weiterleben nicht entziehen bei seiner Regie von Georg Friedrich Händels frühem Oratorium «La Resurrezione» im Schwetzinger Schlosstheater, der Ausweichspielstätte...
Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht?» Weit gefehlt: Semele fürchtet Jupiter nicht mehr, sie langweilt sich. Champagner hat sie genug getrunken; einen Fuchspelz will sie schon aus Gründen des Tierschutzes nicht; noch nicht mal mit einem Tänzchen kann der oberste Gott seine neueste Eroberung bei den Opernfestspielen an der Bayerischen Staatsoper für sich...
