Hymnen ans Licht
Der in Rouen ansässige Kammerchor Accentus und sein Dirigent Christophe Grapperon rücken mit dieser faszinierenden Aufnahme schiefe Perspektiven zurecht. Wie in Deutschland die Symphonik, so gilt im Frankreich des 19. Jahrhunderts die Oper als zentrale Gattung der Musik. In Wirklichkeit war diese Zeit in beiden Ländern schlechthin das Jahrhundert der Chormusik. Das volkstümliche, durchaus politische Gesangvereinswesen mit seinen zahllosen Laienchören beherrschte das bürgerliche Musikleben und zog auch die Großen in seinen Bann.
Mendelssohn, Schumann und Brahms – um nur sie zu nennen – leiteten zeitweilig Chöre und komponierten heute fast durchweg vergessene Musik für sie. In Frankreich bestanden um 1860 über 3200 im sogenannten «L’Orphéon» zusammengeschlossene Amateurformationen mit mehr als 150.000 Sängerinnen und Sängern. Gegen Ende des Jahrhunderts eroberte diese Kunst der intimen Geselligkeit auch die mondänen Pariser Salons. Für die Laienchöre des «Orphéon» komponierte etwa Camille Saint-Saëns seine weitgehend unbekannte Vokalmusik. Und noch 1925 schrieb Reynaldo Hahn, dessen Namen man ansonsten eher mit dem Salon verbindet, für einen internationalen Wettbewerb das ...
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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 34
von Uwe Schweikert
Wann haben Sie zuletzt in der Oper geweint?
Bei Julia Kocis verinnerlichtem «Lazarus» in Gottfried von Einems «Jesu Hochzeit» beim Festival Carinthischer Sommer.
Wo würden Sie ein Opernhaus bauen?
Dort, wo es stört.
Ihr Geheimrezept fürs Überleben während der Proben?
Wenn es ums Überleben geht: «Death is not the end».
Welche Oper halten Sie für überschätzt?
Jede,...
Der Wahnsinn hat Methode bei Shakespeare, vor allem in höheren Kreisen. König Leontes, von seiner Eifersucht übermannt, mutiert zum tauben Tyrannen, Macbeth und seine Lady ertrinken im Blut ihrer Mordlust, Lear irrt, seines Reichs und aller Ideale beraubt, über die Heide, und selbst ein Rationalist wie Richard III. entkommt den Geistern nicht, die er rief. In all...
Der vielleicht bewegendste Moment ereignet sich fast nebenbei gleich am Anfang, noch bevor das komplizierte, etwas ermüdend hin- und herwogende Geschehen um Macht, Liebe, Krieg und Freundschaft im präkolumbianischen Peru und Mexiko abrollt, noch vor den Staats- und Privataktionen um den Kriegshelden Montezuma und die Inkatochter Orazia (die er begehrt) und die...