Es gibt kein Entrinnen
Gott ist widerlegt, aber der Teufel nicht», besagt ein nachgelassenes Fragment von Friedrich Nietzsche. So oft auch Gott in Giuseppe Verdis Opern beschworen werden mag: Ihre Figuren erfahren die Welt als kontingent, als Anhäufung böser Zufälle, denen Menschen im Zweifelsfall eher noch zu- als abhelfen. Da kommt der König des Nachts als Gast ins Schloss, und Macbeth nutzt die Gunst des Zufalls, um ihn zu morden und sich an seine Stelle zu setzen. Sicher, angestachelt dazu haben ihn die Hexen, ebenso seine Frau.
Aber wer sind schon die Hexen? Auch Angela Denoke weiß es nicht in ihrer «Macbeth»-Inszenierung für das Theater Regensburg, wie sie überhaupt auf den Ausweis alles Übernatürlichen verzichtet. In der Ausstattung von Timo Dentler und Okarina Peter sind die Hexen entindividualisiert wie alle anderen Figuren: blaue Kappen, lange Militärmäntel. Hinter dem Rücken tragen sie Dolche, doch das werden andere auch tun: zuletzt der scheinbar gute Macduff, der den bösen Macbeth tötet. Und in der Schlussszene bereits den Dolch gezückt hält für Malcolm, dem der Zufall der Geburt den Thron verschafft.
In fast lichtloser Nacht kreist, unter gelegentlichem Blätterfall, eine bühnenhohe Wand, ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Michael Stallknecht
Wäre nicht «Isolde und Tristan» der ehrlichere Titel, «Die Kameliendame» womöglich besser als «La traviata», «Die Marschallin» passender als «Der Rosenkavalier»? Darüber ließe sich streiten. Ziemlich unstrittig dürfte hingegen sein, dass der Name «Vanessa» zwar weit mehr Sexappeal als das biedere «Erika» hat, mit Blick auf die Charaktere und die Handlung von Samuel...
Meerjungfrauen tauchen (im wahrsten Sinne des Wortes) wohl in fast allen Volksmythen auf. Während es sich bei der ersten (unserem heutigen Nixenbild entsprechenden) Meerjungfrau um die syrische Göttin Atargatis (aramäisch: Atar'ata) handelt und wir in Deutschland die Figur der Undine kennen, ist Rusalka als Wassernixe in der slawischen Mythologie verankert....
Manchmal ist die Liebe wie Fallobst. Plumpst unerwartet (und doch seit langem ersehnt) direkt vor unsere Füße, und eine bange Sekunde lang fragt man sich, ob man dieses Obst überhaupt aufheben sollte, oder ob dieses nicht vielleicht sich selbst, gleichsam hegelianisch, «aufhebt» und in die Lüfte entschwebt. Zu groß ist das Erstaunen über seine Existenz (und...