Im Wald
Wenn es um weibliche Ausnahmezustände geht, ist Ausrine Stundyte derzeit erste Wahl: als Elektra, als halluzinierende Renata in Prokofjews «Feurigem Engel», neurotische Judith (in Romeo Castelluccis Deutung von «Herzog Blaubarts Burg« im vergangenen Salzburger Sommer) oder – zuletzt in Münchens erstem Opernhaus – als besessene Nonne in Pendereckis «Teufel von Loudun». Doch zwei verlassene Frauen an einem Abend, das ist wahrscheinlich selbst für die litauische Extremsopranistin etwas viel.
An der Bayerischen Staatsoper hat Regisseur Krzysztof Warlikowski Stücke zusammengespannt, die stilistisch unvereinbar scheinen: Purcells «Dido and Aeneas» und Schönbergs «Erwartung». Wie schwierig der Spagat zwischen dem späten 17. und dem frühen 20. Jahrhundert ist, bleibt unüberhörbar: In den ruhigen, eher tief liegenden Linien der Dido wackelt Stundytes Stimme, Ausflüge in die Höhe klingen übersteuert. Schönbergs Monodram, ihr deutlich näher liegend, geht sie mit fast hektischem Expressionsdruck an. Doch intensiv wirkt daran vor allem die Textgestaltung; rein stimmfarblich ließe sich die Palette noch erweitern.
Dass Präsenz und Klang nicht richtig durchschlagen, daran dürfte die weit ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Michael Stallknecht
Wann haben Sie zuletzt in der Oper geweint?
Im Zug höre ich oft Musik, die bisher an mir vorübergezogen ist. Neulich: Rameaus «Castor und Pollux». Als Télaïres Lamento «Tristes apprêts» begann – da war es aus mit mir. Außerdem liege ich immer (sic!) wimmernd auf dem Boden (egal wo), sobald es im «Figaro» «Contessa, perdono …» heißt.
Wo würden Sie ein Opernhaus...
Bei Alfred-Hitchcock-Fans sorgt die Szene für wahre vibrations. Während draußen ein Gewitter tobt, kehrt Marnies Erinnerung zurück: Sie kam als kleines Mädchen ihrer Mutter, die danach alle Schuld auf sich nahm, zur Hilfe und erschlug deren brutalen Freier mit einem Schürhaken. Jetzt kann Marnie alias Tippi Hedren befreit von der Last ihrer Vergangenheit ein neues...
alpha
05.03. – 21.45 Uhr Rossini: Stabat Mater
Es wird selten aufgeführt, das «Stabat Mater» von Gioachino Rossini. Es ist zwar ein geistliches Werk, aber durch und durch vom Geist der Oper inspiriert. Deshalb braucht es erstklassige Solisten. Dieser Aufgabe stellten sich zum Start des Rossini-Jahres 2018 Howard Arman und der Chor des Bayerischen Rundfunks in einer...