Ein bisschen Frieden
Die Lateiner erinnern sich: Dulce et decorum est pro patria mori. Ob es Horaz tatsächlich darum zu tun war, den Tod fürs Vaterland zu nobilitieren, sei dahingestellt. Einen propagandistischen Anstrich hat die Sentenz allemal. Es geht aber noch martialischer: «Vaincre ou mourir!», «Siegen oder Sterben!» schmettern die tapferen Griechen in Gioacchino Rossinis «Le Siège de Corinth». Verhandlungsbereitschaft ist da nicht angezeigt. Die Regie von Markus Dietz gibt sich, von diesem Schlachtruf inspiriert, in der Wahl ihrer Darstellungsmittel ebenfalls wenig zimperlich.
Gleich zu Beginn regnet es Soldatenmäntel für die kampfbereiten griechischen Patrioten, Trockeneisnebel flutet die Szenerie, später ragen brennende Ölfässer aus einem Trümmerfeld; am neonlichtleuchtenden Kreuz hängt ein gelynchter Grieche. Es herrscht Krieg, anno 1458, als die Osmanen unter Mahomet II nach dem Fall Konstantinopels ihren Eroberungszug aufs griechische Festland fortsetzen. Kriegerisch ist auch die Entstehungszeit von Rossinis 1826 in Paris aus der Taufe gehobener tragédie-lyrique; es tobt der von der europäischen Öffentlichkeit mit leidenschaftlicher Anteilnahme verfolgte griechische Freiheitskampf. Ein ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Werner Kopfmüller
Diese Oper war sein Schmerzenskind. Düster war dieses Kind, «weil es düster sein muss» (so der Schöpfer am 2. Februar 1881 an den Lebensfreund Opprandino Arrivabene), durchtränkt von einer zutiefst pessimistischen Menschensicht und versehen mit einem aus drei Tintenfässern stammenden Libretto, das Eduard Hanslick anlässlich der Wiener Erstaufführung ein Jahr nach...
Am schlimmsten trieb es – nein, kein Kritiker. Ein Komponist war’s, wiewohl: ein tief gekränkter. Wer Hugo Wolfs Rezensionen liest, reibt sich verwundert die Augen, derart deftig, geradezu niederträchtig wühlt der Wolf im Schafspelz im Räderwerk der Worte, um den «inkriminierten» Gegenstand in den Orkus zu schicken – und dessen Schöpfer am besten gleich mit. Ein...
Die in Leipzig lebende und arbeitende Pianistin Kyra Steckeweh, geboren 1984, spielt seit Jahren vielfältige, häufig spätromantische Werke von Komponistinnen. Und das mit sicherem Geschmack in Sachen Programmdramaturgie, immer mal wieder, in Konzerten mit Rezitation, an der Seite von Schauspielerinnen – und als Interpretin herrlich vollmundig, inbrünstig,...