In der Fremde
Mit «Mitridate, Re di Ponto» schuf der 14-jährige Wolfgang Amadé Mozart sein erstes Meisterwerk – und gleichzeitig diejenige seiner Opern, die sich den Ansprüchen einer zeitgemäßen Inszenierung am sperrigsten entzieht.
«Mitridate» ist eine späte Opera seria, zugleich ein Spielfeld für den kompositorischen Ehrgeiz des jungen Komponisten: Immerhin galt es bei der Arbeit an diesem Mailänder Auftrag, die wenige Jahre zuvor entstandene Vertonung des gleichen Stoffes aus der Erinnerung von Publikum und Sängern zu fegen – so ist das Stück einerseits im Rahmen der Opera-seria-Tradition überaus originell, auch verstand sich Mozart schon damals darauf, den Sängerinnen und Sängern die Partien auf den Leib zu schreiben. Aber zugleich ist es auch ein langes Stück, in dem der Handlungsverlauf noch stärker ausgebremst scheint als selbst in der Barockoper üblich. Wohl deswegen trifft man dieses überaus schöne Werk kaum je auf der Bühne an.
An der Berliner Staatsoper hat man zu den Barocktagen den japanischen Regisseur Satoshi Miyagi mit der Regie betraut und eine Inszenierung bekommen, die sich diesen Problemen nicht stellt, sondern durch «Stil» aus dem Weg geht. Ihre Statik bringt die Handlung ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 28
von Peter Uehling
Sangs» hat die französische Altistin Sarah Laulan ihr in enger Zusammenarbeit mit der Pianistin Élodie Vignon entstandenes Recital benannt und spielt mit dieser grammatikalisch inexistenten Mehrzahl des französischen Worts für «Blut» auf das Pulsieren und Strömen des menschlichen Lebens an. Im übertragenen Sinn meint es die Blutauffrischung, die die Komponisten...
Hoffnung klingt anders. Traurig und trist tropfen die Achtel von der imaginären Decke herunter, fallen auf schwere, quer im Raum verteilte Halbnotensäulen. Und dann diese Tonart! D-Moll, das riecht nach Unheil, Schmerz, nach Tod. Dennoch versucht es der Dichter, mit einer triolischen, sich behutsam aufrichtenden Phrase und mit jenen Worten, die dem Komponisten...
Die staatlichen Theater in Russland sind nicht zu beneiden. Das Kulturministerium versetzt den Kulturschaffenden des Landes einen Schlag nach dem anderen und erinnert immer mehr an ein Propagandaministerium. Nach einem Telefonanruf «von oben» werden Intendanten und Regisseure entlassen, die sich offen gegen den Krieg äußern, ihre Stücke verschwinden aus dem...