Süßer Schrecken
Gefiel nicht», ist auf dem Theaterzettel der Mannheimer Erstaufführung von Mozarts «Così fan tutte» vom 12. Mai 1793 vermerkt. Mozarts gewagteste Oper wurde von den Zeitgenossen in moralische Sippenhaft genommen für ein frivoles Libretto, bei dem, so Paolo Mezzacapo de Cenzo, «nichts durch die Blume, sondern alles durchs Geschlecht gesagt» ist.
Selbst als die Meisterschaft dieser zwischen Schein und Sein, Posse und Psychodrama balancierenden Musik dann nicht mehr zu leugnen war, zeigten Regisseure wie Oscar-Fritz Schuh oder Günther Rennert in ihren vielgerühmten Salzburger Nachkriegs-Inszenierungen das Ganze noch als ein farbenfrohes Rokoko-Spielwerk mit zweifelsfrei versöhnlichem Ausgang. Spiel, abgründiges Spiel allerdings, ist es auch in der Version, die Tatjana Gürbaca im Januar im Prager Ständetheater herausbrachte und jetzt für das koproduzierende Nationaltheater Mannheim im Schwetzinger Rokoko-Theater neueinstudierte. Die Männerwette um die Frauentreue beginnt scheinbar harmlos mit einem Federballgeplänkel Ferrandos und Guglielmos vor dem Vorhang. Für beide Paare wird sie dann aber schnell zum Ernst: Was als sportliche Wette bei den Männern, als spielerischer Flirt bei den ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 34
von Uwe Schweikert
Wann haben Sie zuletzt in der Oper geweint?
Als meine Frau Stella Doufexis den Octavian im «Rosenkavalier» von Richard Strauss in der fast schon legendären Inszenierung von Andreas Homoki an der Komischen Oper Berlin gesungen hat. Jedes Mal habe ich geweint, wenn sie sang: « ... und weiß von nichts als nur: Dich hab’ ich lieb.» Dies war und ist auch das einzige...
Sind Sie bei Konflikten immer direkt emotional involviert? Oder haben Sie die Fähigkeit, so schnell wie möglich Abstand zu nehmen, um sich an nüchterner Reflexion zu versuchen? Auf die Bayreuther Festspiele 2022 bezogen: Hätten Sie sich in den traditionell jeweils einstündigen Pausen der neuen «Ring»-Produktion still meditierend im angrenzenden Grünen zur inneren...
Der Premierentitel und das ganze Drumherum dieses vierstündigen Spektakels passten zu den Ambitionen der neuen Intendanz in Kassel und ebenfalls zur heißdisktutierten documenta – mit einem kleinen Unterschied: Das politische Porzellan blieb diesmal heil. Mit «Temple of Appropriated Histories», einer interdisziplinären Bühneninszenierung des Projekts «Temple of...