Offenes Kunstwerk
Für gewöhnlich sitzt man im Theater auf seinem Platz und harrt der Dinge, die da kommen. Flanieren geht nur in der Pause. Dass es in Susanne Kennedys Version von Philip Glass’ Oper «Einstein on the Beach» am Theater Basel anders sein wird, erfährt man schon beim Einführungsvortrag: «Das ist ein Abend, den man sich selbst baut», heißt es da. Ein Fall von immersivem oder partizipativem Theater?
So ganz neu ist es nicht.
Schon bei der pausenlosen Uraufführung 1976 der Anti-Oper ohne Narrativ war es dem Publikum möglich, den Zuschauerraum zu verlassen und nach Belieben zurückzukehren. Was Kennedy und Markus Selg in ihrer ersten Opernregie als Aufführungskonzept entwickelt haben, kann man als inspirierende Weiterentwicklung begreifen. «Einstein on the Beach» mutiert zur begehbaren Installation: Publikumsraum, Bühne und Foyers sind für die Dauer der Vorstellung offen, auch das Buffet ist immer geöffnet – nur Getränke dürfen nicht auf die Bühne mitgenommen werden. Am Anfang nimmt ein Großteil des Publikums noch befangen im Theater Platz. Dann wagen sich die Ersten auf die Bühne, die Lawine rollt. Manche stehen, manche sitzen, manche pflanzen sich auf Bühnenkulissen hin, andere liegen ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Alexander Dick
Die Frage ist gut: Warum hat Johann Sebastian Bach zeitlebens keine Oper komponiert? Iso Camartin, Philologe und Essayist, von 1985 bis 1997 Professor für rätoromanische Literatur und Kultur an der Universität Zürich und bekennender Opernliebhaber, geht ihr mit einer Unbefangenheit nach, die man ihm als Naivität auslegen könnte – mit der Begründung nämlich, Bach...
arte
07.08. – 17.05 Uhr Mahler: Symphonie Nr. 6 «Die mit dem Hammer!» (Und Andris Nelsons am Pult der Wiener Philharmoniker. Ein Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 2020). In seiner 6. Symphonie orientiert sich Mahler, nach seiner eher freien Handhabung der Symphonieform in den Werken davor, wieder stark am klassischen symphonischen Formmodell – es gibt nur...
Jossi Wieler lächelte, milde, fast so, als habe er sogar ein wenig Verständnis für diese Wutbürger vorwiegend in den oberen Rängen, die sich bei der Applausordnung nach der Premiere ereiferten, um ihr geharnischtes Unverständnis über das gerade Gesehene herauszubrüllen. Grund genug für diese clemenza hatte Wieler jedenfalls, in dessen Regieboot diesmal neben seinem...