Vom Ende der Zeit

Orff: De temporum fine comoedia in Perm beim Diaghilew-Festival

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Am Sommerhimmel über Perm ist von Zeit zu Zeit ein ohrenbetäubendes Geräusch zu hören – verursacht durch die Trainingsflüge der Jagdbomber von der nahegelegenen Militärbasis. Beim diesjährigen Diaghilew-Festival haben diese Flüge einen anderen Klang, und auch die schwarze Farbe der T-Shirts der freiwilligen Helfer und der Andenkenkarten hat eine völlig andere Bedeutung. 

Teodor Currentzis verwandelt Perm weiterhin in eine Musikhauptstadt, obwohl er vor drei Jahren den Standort des Chors und Orchesters musicAeterna nach St. Petersburg verlegt hat.

Die Gäste verschwinden optisch nicht unter den Einwohnern der Provinzstadt, sondern verleihen ihr im Gegenteil einen Hauch von Extravaganz. Und das örtliche Publikum kommt zuhauf zu jedem beliebigen Konzert, unabhängig davon, ob eine Suite von Telemann und Bach mit authentischen Instrumenten auf dem Programm steht oder eine Performance in der «heulenden» Sprache der Maori, die im Programmheft eine «extreme Vokaltechnik» genannt wird. 

Ein grandioses Ereignis war die Aufführung von Carl Orffs Mysterienoper «De temporum fine comoedia», die Currentzis und seine Regisseurin Anna Guseva betont allegorisch interpretieren: Im Programmheft fehlt ...

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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Konstantin Nikischin

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