Fahrstuhl zum Fagott
Der Teufel kommt von links, durch eine hässliche weiße Theatertür. Nennt sich «The Red One», und das nicht ganz ohne Grund. Hose, Hemd, Haare, alles rot. Knallrot, um präzise zu sein. Nur der Bart ist echt an dem Schauspieler Odin Lund Biron. Der Rest – Show. Kein Wunder, dass diese Mischung, sagen wir, aus Mephisto, Eulenspiegel und John Savage (der den Hippie Claude Hooper Bukowski in «Hair» mimt) sich anscheinend im Stück verirrt hat. «Jesus Christ Superstar» wird hier nicht gegeben. Macht aber nichts. The Red One bleibt trotzdem vor Ort. «Freischütz» geht auch.
Nur eben ganz anders, als man es gemeinhin kennt. Der Geist, der stets verneint, hat sich in Gestalt von Kirill Serebrennikov der vielleicht romantischsten aller romantischen (Schauer-)Opern zugewandt und einmal ganz genau hingeschaut, was in diesem Werk eigentlich warum und wie (und wo) geschieht. Das Resultat ist ein «Freischütz», wie ihn die Welt noch nie gesehen hat. Ein «Freischütz»-Kommentar, eine «Freischütz»-Dekonstruktion, eine kühn-kynische «Freischütz»-Auslegung. Frech, frivol, lässig und so lustig, dass man noch hinterher, auf dem Weg in die Nacht, kaum umhinkommt, den Himmel über Amsterdam anzuschmunzeln.
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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Jürgen Otten
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