DIE HELDEN sind müde
Hüpfende Quadrate, kreisende Kaleidoskope und ineinander verschlungene Helixe flimmern in unaufgeregtem Schwarzweiß über die Leinwand des Babylon-Kinos am Rosa-Luxemburg-Platz. Es ist eine der vielen Spielstätten, die im Rahmen des BAM!-Festivals eine bunte Auswahl musiktheatralischer Neuschöpfungen zeigen. Neben den jungen Wilden der freien Szene sind auch alte Hasen dabei, wie etwa Herbert Fritsch, der ein 70-minütiges Filmkonzert namens «Bilderschoner» beigesteuert hat.
Während des Lockdowns experimentierte Fritsch auf seinem Laptop mit abstrakten Formen, die nun von den Musikern Ingo Günther und Taiko Saito an Piano und Vibrafon live begleitet werden.
Der erfahrene Zuschauer merkt sofort: Hier haben wir es mit einer Kritik an der Reizüberflutung durch visuelle Medien zu tun! Das ständige Bombardement aus bewegten Bildern, das fester Bestandteil unseres Alltags geworden ist, wird durch die Beliebigkeit der geometrischen Formen in überzeichneter Form reproduziert und in Frage gestellt. Diese Art der Gesellschaftskritik ist schön und gut, wirklich neu ist sie nicht. Weil die fließenden Formen irgendwie an Pausenbilder alter Windows-Computer erinnern, mutet das ganze eher ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Magazin, Seite 102
von Anna Schors
Dass das Melodram «ein Genre von unerquicklichster Gemischtheit» sei (wie Richard Wagner anmerkte), «in welchem sich die Musik vom gesprochenen Worte spröde sondert, wie Öl und Wasser und eine Kunst die andere beeinträchtigt» (wie Eduard Hanslick ergänzte), war wohl einer von wenigen Punkten, über die sich der Zukunftsmusiker und sein rabiatester Kritiker hätten...
Richard Wagners «Parsifal» verlangt nicht das innovative, blechgepanzerte Orchester des «Rings» und keine konditionell grenzwertigen Gesangspartien à la Brünnhilde und Siegfried. Dennoch ist das «Bühnenweihfestspiel» mit seinem charakteristisch tiefgelegten Klang aus Streicher-Chiaroscuro und dominanten Männerstimmen (auch im Chor) ebenso offensichtlich für...
Die Zahl der Wagner-Parodien und -Persiflagen ist Legion. Ob Zeitgenossen wie Johann Nepomuk Nestroy oder Nachgeborene wie Loriot – an den Schöpfungen des megaloman veranlagten Sachsen haben sich seit jeher die Spötter verschiedenster Genres abgearbeitet. Eine besondere Bewandtnis hat es mit der burlesken Operette «Die lustigen Nibelungen» auf sich. Zu erleben ist...