(Fast) alles kommt ans Licht
Wie schwer es ist, über einen Komponisten zu schreiben, der selbst so sprachmächtig ist, dass man staunend nicht nur vor dem Werk, sondern auch vor den Worten ihres Schöpfers steht, das hat sich auch im Fall von Wolfgang Rihm wieder schmerzvoll bewahrheitet. Wie man ihm vielleicht näher kommt, ohne ihm zwanghaft nahe sein zu wollen – das wiederum beweist Lotte Thalers Gesprächsband mit Rihm «Alles kommt ans Licht», erschienen im kleinen Wolke Verlag.
Der Titel dieses schmalen, feinen Bandes führt, absichtsvoll oder nicht, in die Irre.
Es kommt eben nur bedingt alles ans Licht. Rihm liebt die Paraphrase, das Uneindeutige. Nicht aber, weil er kokett wäre. Für ihn, den Komponisten, ging es stets darum, den unbedingten Willen zur Freiheit zu bewahren. Sich selbst, aber auch anderen. Seine Gesprächspartnerin, die ihn aus gemeinsam verbrachten Studienzeiten am Musikwissenschaftlichen Seminar in Freiburg trefflich kennt, versucht deswegen auch erst gar nicht, den «Kontinent Rihm» (wie eine ihm gewidmete Reihe bei den Salzburger Festspielen übertitelt wurde) zu erkunden. Thaler tastet sich behutsam vor, indem sie nach den Werkinhalten fragt, nach den Besonderheiten jedes einzelnes ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Magazin, Seite 97
von Jürgen Otten
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