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Tómasson: Gudruns Lied MAINZ | STAATSTHEATER

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Eine Mutter tötet ihre Kinder, kocht deren Herzen aus und setzt sie ihrem Ehemann zum Fraß vor. Das Musiktheater «Gudruns Lied» des isländischen Komponisten Haukur Tómasson basiert auf der altisländischen Version der Nibelungensage aus der Edda-Dichtung. In einer Bühnenfassung der Regisseurin Elisabeth Stöppler erlebte das 1996 uraufgeführte, mit dem renommierten Nordic Council Music Prize ausgezeichnete Werk am Staatstheater Mainz seine Deutsche Erstaufführung. 

Die Bühne gleicht einem Hochsicherheitsgefängnis.

Der in kalt-weißes Licht getauchte Gerichtssaal, den Bühnenbildner Valentin Köhler entworfen hat, erinnert an die Stammheimer Terroristenprozesse. Dazu passt, dass die Frau, die im eisernen Käfig hinter dem Vernehmungsstand kauert, der RAF-Kämpferin Gudrun Ensslin mit ihrer langen Ponyfrisur wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheint. Ein Déjà-vu, das sogleich die Frage aufwirft, wie die Inszenierung das wohl zusammenbringt: die Terrorwelle im Deutschen Herbst 1977 und die blutigen Gewaltorgien der mittelalterlichen Nibelungensage. Doch die Regisseurin lässt diese Spur schnell im Sande verlaufen. Beide Frauen tragen denselben Namen und Haarschnitt, weitere ...

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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Silvia Adler

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