Fressen sie Kaninchen?
Ein alter Mann besucht eine Beerdigung. Dem Grab entsteigt ein kleines Mädchen, das ihn ärgert und das er deshalb an ein Seil bindet, während seine Gattin es lieber gleich erschießen würde. Aus dem Mädchen wird eine Teenagerin, die eine andere Teenagerin kennenlernt und mit ihr ein paar Dutzend Kinder bekommt. Aber leider wird sie von einem zufällig umherirrenden anderen Mann doch noch über den Haufen geschossen.
Absurde Handlung eines Off-Off-Independent-Films? Ambitioniertes Abschlussprojekt an einer Filmhochschule? Nein, sondern ungefähr das, was in der Bayerischen Staatsoper zu sehen ist, während gleichzeitig die Musik und der tschechische Text von Leoš Janáčeks «Schlauem Füchslein» laufen. Denn der Regisseur Barrie Kosky hat ein Problem mit dem Stück, nicht als Erster: dass, wenn das Kostümbild nur um Fuchshaarbreite danebenlangt, all die Tiermenschen oder Menschentiere aussehen wie aus einem tschechischen Kinderfilm der 1970er-Jahre. Also ungefähr so wie zuletzt bei Otto Schenk an der Wiener Staatsoper. Kosky demonstriert freilich auch, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn man alles Tierische nur um des Weglassens willen weglässt: Alles wird uneigentlich. ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Michael Stallknecht
Dagmar Nick ist inzwischen 95 Jahre alt und lebt in München, in der Nähe von Schloss Nymphenburg. An einem Sonntagvormittag treffen wir auf eine humorvolle, geistig völlig fit gebliebene Dame, die uns ganze zwei Stunden an ihren wertvollen Erinnerungen teilhaben lässt. Diese Geschichten ruft Nick schneller und sicherer ab, als es ein junger Mensch vermag. Selbst...
Manchen Menschen sieht man schon an der Art, wie sie gehen, an, dass sie Ungebührliches im Schilde führen. Und jene mittelmäßig elegant gekleidete Dame gehobenen Alters, die da (in der Erinnerung liegt die allerdings unvergessene Begebenheit geschlagene neun Jahre zurück) während der zweiten Pause einer «Tannhäuser»-Aufführung in stechendem Schritt durchs obere...
Wenn unser Geigenlehrer selig, ein Engel an Geduld, genug hatte von unserem Gekratze, floh er gerne in eine erträumte Solokarriere: Er gab für uns Schüler den Virtuosen. Dabei warf er sich vor allem Isaac Albéniz an die Brust; sein erklärtes Lieblingsstück war «Asturias» aus der «Suite española» op. 47 in der Fassung für Solo-Violine – heute einem breiteren...