Dichterliebe
Das Glück ist eine zarte Pflanze. Fragil ist es, stetig in Gefahr, geknickt zu werden und denjenigen, der es gerade noch in Händen zu halten glaubte, in die Verzweiflung zu treiben. Und wenn einer weiß, wie sich das anfühlt (und wie man davon in leidenschaftlichsten Tönen singt), dann ist es Jaufré Rudel, jener sagenhafte Troubadour, dem die Frauen hundertfach zu Füßen lagen, weil sie seinen orpheischen Gesängen verfallen waren, der nun aber fühlt, wie sich eine tiefe, unergründliche Melancholie seiner Seele bemächtigt.
«Vom Glück zu sprechen, habe ich gelernt, glücklich zu sein, aber habe ich nicht gelernt.»
Kaija Saariahos magisches Musiktheater «L’amour de loin», ihr erstes Werk der Gattung, das seine Uraufführung im Jahr 2000 bei den Salzburger Festspielen in Peter Sellars’ poetisch verdichteter Inszenierung erlebte, beschreibt diesen Zustand des Unglücks (und den Versuch, ihn irgendwie zu überwinden) mehr als zwei Stunden lang mit Klängen, die sich tief ins Innere einbrennen. Von dieser Musik geht, zumal wenn sie so wunderbar differenziert, so farbintensiv, so sinnlich gestaltet wird wie vom Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Constantin Trinks, ein nachgerade ...
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Opernwelt Dezember 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
Den meisten deutschen Musikliebhabern dürfte der Name Spyridon Samaras nichts sagen. Dabei war der 1861 auf Corfu geborene Komponist und spätere Schöpfer der griechischen Nationalhymne zu seiner Zeit auch jenseits der Heimat ein berühmter Mann. In Athen und später in Paris (u. a. bei Léo Delibes) ausgebildet, begann Samaras seine Karriere in Italien, wo er sich mit...
Das Theater Regensburg sei «einer der sichersten Räume der Stadt», verkündet die Stimme vom Band, bis zu zweieinhalb Mal pro Stunde werde im Zuschauerraum die Luft ausgetauscht. Nicht ganz so sicher ist es anscheinend auf der Bühne, wo sich schon während der Ouvertüre ein achtköpfiges Tänzerensemble erschießt, erhängt oder Gift schluckt. Keine Frage, Werther, der...
Herr Bauer Kanabas, Sie scheinen auf Könige abonniert zu sein: Sie sind Marke im «Tristan», Philipp II. in «Don Carlo», Heinrich im «Lohengrin», auch René in «Iolanta» oder Herzog Blaubart. Liegen Ihnen die Herrscher stimmlich besonders gut, oder ist das eher eine emotionale Sache?
Das trifft beides zu! Ich sehe mich als Basso cantante: Die Königsrollen brauchen...