Präzisionskunstwerk
Manchmal ist die Geschichte eines Albums fast ebenso spannend wie die Interpretation selbst. Eigentlich war dieser «Fidelio» als Livemitschnitt aus dem Dresdner Kulturpalast geplant. Corona verhinderte die konzertanten Aufführungen, zwei Monate später traf man sich trotzdem dort, sang und spielte eben vor leerem Haus für die Mikrofone. Oper als Studioproduktion, das ist unter heutigen finanziellen Gesichtspunkten ein Anachronismus. Das Problem nur: Chorgesang war damals, im Juni 2020, verboten – also wurde alles ohne Kollektiv aufgenommen.
Für die Pizarro-Arie holte man später den MDR-Rundfunkchor, für die übrigen großen Szenen den Chor der Semperoper. Beide Ensembles steuerten ihre Parts nachträglich bei und wurden hinzugemischt.
Als Hörer merkt man davon so gut wie nichts. Mag sein, dass andere Einspielungen von Beethovens Oper größere chorische Wucht entfalten. Aber weder pure Überwältigung noch heißlaufender Furor oder klangliches Imponiergehabe lag in der Absicht von Dirigent Marek Janowski. Der 82-Jährige ist ein mit allen Kapellmeisterwassern gewaschener Genauigkeitsfanatiker. Und das hat nichts mit Pedanterie zu tun, sondern mit Sorgfalt und Demut. Man höre dazu nur die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt November 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Markus Thiel
Der Komponist und der Diktator starben just am selben Tag, dem 5. März 1953. Es erscheint als fiese Ironie des Schicksals, dass Josef Stalin mit seinem finalen Abgang von der Weltbühne Sergej Prokofjew gleichsam die Show stahl. Denn die angeordnete Staatstrauer um den Tod des Massenmörders ließ die Nachricht vom Hinscheiden des freiwillig in die Heimat...
An den Ufern der Loire, nachts um halb eins. Als habe ihnen jemand etwas in den Tee getan, irren gallische Frauen und Männer, sämtlich blondbezopft (sind sie gar dem Comic «Asterix und Obelix» entwichen?), in wallenden grünen Gewändern durch den dunklen Zauberwald, hauen einander mit krummen Stöcken aus Holz nach Barbarenart in die Rippen. Es dauert eine Weile, bis...
Violette Blitze schießen aus zwei gigantischen Drahtsäulen. Es brutzelt und lärmt gewaltig. Auf der Bühne steht ein Tesla-Transformator. Er wirft nicht nur im richtigen Zeitpunkt Funken, sondern setzt, in Tonhöhe wie Rhythmus, zudem elektrische Spannung (inklusive ihrer späteren Entladung) frei. Sein Erfinder Nikola Tesla ist die Hauptfigur von «Electric Saint»....