Und der Haifisch hat Migräne
Der Anfang ist witzig. Aus einem Bühnenloch klettern Fatty und Dreieinigkeitsmoses heraus auf die schwarz glänzende, leere Fläche, doch nicht als gewöhnliche Ganoven. Jens Larsen trägt den Talar eines salbadernden protestantischen Pfarrers, Ivan Turšić gibt, sehr pointiert, einen jüdischen Rabbi. In den Händen halten sie ihre Gebetsbücher, aber nicht allzu fest. Tauschen ist, obwohl der Christ erkennbar wenig mit der hebräischen Schrift anfangen kann, erlaubt.
Im sophistischen Dialog der beiden Gottesvertreter schält sich schnell die Gewissheit heraus, dass es eine gute Idee wäre, an diesem verlassenen Ort mitten in der Wüste eine Paradiesstadt zu gründen. Und als sich dann noch die lebensschlaue Leokadja Begbick (Nadine Weissmann, sehr keck, im schicken Cocktailkleid und mit High Heels) dem gläubigen Gespann zugesellt, ist die Sache beschlossen. Die Suche nach dem großen Glück kann beginnen. Fragt sich nur, wie es aussieht, dieses Glück.
Brechts/Weills «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» ist ein schwieriges, ein sperriges Stück, seine Moral nach wenigen Minuten dechiffriert. Das weiß auch Barrie Kosky, also sucht er nach einem anderen, flexibleren, die Ambivalenzen und ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Jürgen Otten
Die Werkstätten der Wuppertaler Bühnen liegen in einem Gewerbegebiet. Autohäuser und Supermärkte reihen sich an der Hauptstraße, außerdem gibt es eine große Tankstelle, eine Striptease-Bar, einen Pizza-Bring-Dienst, eine einsame Bushaltestelle. Der Charme des Ortes ist überschaubar. Doch das Gebäude der Werkstätten öffnet sich in einen erstaunlich geräumigen...
«Mehr, ich bitte dich, mehr! Ich kann Melancholie aus einem Liede saugen, wie ein Wiesel Eier saugt», schwärmt der Höfling Jacques in Shakespeares «Wie es euch gefällt», als sein Freund Amiens ihm im Ardennerwald singend die Zeit vertreibt. Die Airs und Chansons, die der französische Bariton Marc Mauillon auf dieser Doppel-CD auf nachgerade berückende Weise singt,...
Die Zeilen sind Legende: «Über allen Gipfeln / Ist Ruh, / In allen Wipfeln /Spürest du / Kaum einen Hauch; / Die Vöglein schweigen im Walde. /Warte nur, balde / Ruhest du auch.» Wie so viele andere Komponisten vor und nach ihm, hat auch Robert Schumann dieses zweite der unter dem Titel «Wandrers Nachtlied» rubrizierten Gedichte aus Goethes Feder (der Dichter...