Editorial Juli 2021
Der Witz ist alt, aber nach wie vor gut, und er geht so: Drei Herren sitzen droben auf der Himmelswiese lorbeerumkränzt beieinander und debattieren darüber, wer von ihnen zu Lebzeiten der größte Dirigent aller Zeiten gewesen sei. Als Erster führt Karl Böhm das Wort. Und erzählt den beiden anderen eine staunenswerte Geschichte: Gott höchstselbst sei ihm im Traum erschienen und habe ihm bedeutet, er, also Karl, sei der größte Dirigent aller Zeiten. «Seltsam», erwidert da Leonard Bernstein.
Er habe exakt denselben Traum gehabt, allerdings mit dem Unterschied, dass ihm der liebe Gott gesagt habe, er allein, also Lenny, verdiene die Auszeichnung. Eine Weile herrscht Schweigen, dann erhebt Herbert von Karajan machtvoll-dröhnend seine Stimme: «Sie irren, meine Herren. Ich habe nichts dergleichen gesagt.»
Es ist noch gar nicht so lange her, da galten Dirigenten in der Tat als Titanen des Taktstocks, als unantastbare «Herrscher der Welt» (Elias Canetti). In den letzten Jahren aber hat, zum Glück für uns alle, ein Umdenken eingesetzt. Nicht länger gilt der Mann am Pult (und, Gott sei’s geklagt, zu gering ist die Zahl der Frauen, die dort eine wichtige Rolle spielen, als dass man sie schon ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Jürgen Otten
Frau Lyniv, ist der «Fliegende Holländer» das richtige Stück, um in Bayreuth anzufangen?
Er wurde bekanntlich nicht für Bayreuth komponiert. Andererseits hat Wagner die Partitur sehr geschätzt, sonst hätte er eine Aufführung dort nicht genehmigt. Das Werk war ihm wichtig, er hat es revidiert und ist immer wieder darauf zurückgekommen. Die Partitur hat ihn nicht...
62. Jahrgang, Nr 7
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752346
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Giacomo Puccini höchstpersönlich saß am 22. Mai 1898 neben anderen Berühmtheiten im Publikum des römischen Teatro Costanzi, als die Oper «Iris» von Pietro Mascagni, der wie er selbst aus der nördlichen Toskana stammte, uraufgeführt wurde. Sein ehemaliger Kommilitone war früh erfolgsverwöhnt: Mit «Cavalleria rusticana» hatte er 1889 den ersten Preis beim...