Der andere Weg

Das Teatro Real in Madrid macht vor, wie es funktionieren kann. Beinahe jeden Tag geht der Vorhang hoch, zuletzt für die Premiere von Benjamin Brittens «Peter Grimes»

Die gesamte Branche liegt brach. Weltberühmte Theater darben und schleppen sich mühsam durch. Künstler wissen bald nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen sollen. In dieser realen Tragödie der vergangenen Monate gibt es einen Lichtblick: das Madrider Teatro Real. Hier wird seit Beginn dieser Spielzeit ohne Unterbrechung Abend für Abend Oper gespielt – live und vor Publikum. Und das mitten in der Pandemie.

Gerade haben sie Brittens «Peter Grimes» auf die Bühne gebracht, in der Regie von Deborah Warner. Ein waghalsiges Unterfangen, das beinahe gescheitert wäre.

Denn während derzeit die ganze Welt Abstand hält, stehen bei «Peter Grimes» an die 60 Künstler auf wenigen Quadratmetern im Scheinwerferlicht beisammen und singen. An Abstand ist da kaum zu denken, während außerdem die Ausatemluft den Raum mit Aerosolen füllt. Schon für die Proben, aber auch für die Vorstellungen selbst bedeutet dies eine besondere Herausforderung. Das Teatro Real hat dafür den Probenplan verändert: Geprobt wird in Gruppen, die sich in möglichst großen Sälen verteilen. Zudem singen die Chorsänger mit speziell angefertigten Masken. Deren Stoff ist hauchdünn – so sollen die Stimmen durchdringen, die Aerosole ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Karin Janker

Weitere Beiträge
Apropos... Urtext

Frau Equilbey, mit dem  Album «The Freischütz Project» leisten Sie Ihren Beitrag zum 200. Jahrestag der Uraufführung von Carl Maria von Webers Meisterwerk. Nach Bruno Weils wenig befriedigender Einspielung aus dem Jahr 2001 ist es die zweite Aufnahme dieser romantischen Oper mit einem Originalklang-Orchester. Was haben historische Instrumente den modernen voraus?
...

Fantasie über ein Filetstück

Das Rumpeln haben sie vermutlich bis nach Karlsruhe gehört. Sehr vielen Menschen fielen in der Hauptstadt jede Menge Steine vom Herzen, als der Bundesgerichtshof im Januar die «Nichtzulassungsbeschwerde» eines Investors ablehnte, mit dem das Land Berlin jahrelang um ein Grundstück direkt neben der Komischen Oper gerungen hatte. Ohne den schmalen, unbebauten...

Nordlichter

Die altehrwürdigen Kulturhauptstädte Nordeuropas heißen Kopenhagen und Stockholm. Drottningholm ist das einzige im Original erhaltene Barocktheater der Welt, die 1448 erstmals erwähnte Königliche Kapelle Kopenhagens gar das älteste Orchester. Allerdings brauchte man für die Opernproduktion anfangs Immigranten. Und das gab Ärger. Dänemarks Operngeschichte begann...