Tragisches Feuerwerk

Hervé Niquets Einspielung von ­Destouches’ «Callirhoé» beschert uns ein Meisterstück des französischen Barock

Erst Missionar in Siam, dann Offizier bei den Musketieren und schließlich Leiter der königlichen Kapelle am Hofe Ludwigs XV. – das Leben des französischen Barockkomponisten André Cardinal Destouches ist eigentlich aus dem Stoff, aus dem das legendenhungrige 19. Jahrhundert seine Künstlerromane zu schneidern pflegte. Doch der 1672 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Paris geborene Destouches entging nicht nur der Aufmerksamkeit der romantischen Literaten – auch sein musikalisches Schaffen geriet gründlich in Vergessenheit.

Eine Einspielung seiner originellen Ballettsuite «Les Elements», zu der der Legende nach Ludwig XV. selbst das Tanzbein geschwungen haben soll, durch Christopher Hogwood und seine Academy of Ancient Music in den achtziger Jahren änderte an dieser Missachtung wenig.
Mit Hervé Niquet macht sich nun einer der französischen Alte-Musik-Champions für Destouches stark, und das Ergebnis zeigt vom ersten Takt an, dass der Einsatz sich unbedingt lohnt. Mindestens zehn Opern schrieb der Schüler André Campras in den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, und die von Niquet ausgewählte «Callirhoé» zeigt, dass die französische Opernszene in den Jahrzehnten zwischen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2007
Rubrik: CDs, Seite 54
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
Weitere Beiträge
Meisterwerk der Grand Opéra

Gaetano Donizetti hielt den 1843 für die Pariser Opéra geschriebenen «Dom Sébastien» für sein «lavoro capitale» und war sehr enttäuscht, dass die Mehrzahl der Kritiker diese Auffassung nicht teilte. Später erarbeitete er für Aufführungen in Wien eine italienische Version der Oper, nach seinem Tode gab es noch diverse Produktionen in verstümmelten oder willkürlich...

Doppelspitze

Dominique Meyer, zur Zeit Direktor des Théâtre des Champs-Élysées in Paris, wird ab Herbst 2010 Staatsoperndirektor in Wien. Nach Willen von Kanzler Alfred Gusenbauer hätte Ioan Holenders Nachfolger eigentlich Startenor Neil Shicoff sein sollen, doch setzte sich die für diese Wahl eigentlich zuständige Kunstministerin Claudia Schmied durch. Der Diplomatensohn...

Kein Feuer, kein Scheiterhaufen

Es ist dieses Gesicht, das so fesselt. Diese fragenden, horchenden, auch verwirrten Züge, diese großen, sprechenden, flackernden Augen. So wie Marianne Denicourt, denkt man unwillkürlich, könnte sie ausgesehen, geredet, sich bewegt haben. So – dies vor allem – täte sie es, lebte sie heute. Voraussetzung Nummer eins für eine Werkvergegenwärtigung, wie sie in Basel...